Skip to main content

logo laa

toolbar bg

Argentinien

ARGENTINIEN antiquarisch
 
 
 
Abkürzungen:
[KJL] Kinder- und Jugendliteratur
DEA Deutsche Erstausgabe
SU Schutzumschlag
O: Originaltitel
(M) Mängelexemplar (Stempel oder Strich)
 
Alcoba, Laura
Laura Alcoba wurde 1968 in La Plata geboren. Sie verließ mit ihrer Mutter 1979 Argentinien und ging ins Exil nach Frankreich. Dort studierte sie Literatur, arbeitete als Übersetzerin und unterrichtet heute an der Universität in Paris.
 
Arg 001 Alcoba, Laura: Das Kaninchenhaus
Roman. Übersetzt aus dem Französischen von Angelica Ammar.
Berlin: Insel, 2010. 118 S., geb., SU, DEA. 7,50 €.
O: Manège. Petite histoire argentine. Paris 2007.
978-3-458-17492-9
Der kleine Roman erzählt von den Erlebnissen der sieben Jahre alten Laura, die im Jahre 1975 von ihrer Mutter in die scheinbare Sicherheit eines Hauses am Rande von La Plata gebracht wird. Die Eltern gehören zu der Widerstandsgruppe der Montoneros, der Vater wurde bereits verhaftet und bis zum Putsch der Militärs sind es nur noch wenige Monate. Das Haus, in dem auch weitere Gesinnungsgenossen Unterschlupf gefunden haben, gilt offiziell als Zuchtanstalt für Kaninchen, beherbergt in Wirklichkeit aber eine geheime Druckerei. Der Roman ist der Bericht von einem Leben außerhalb der Geborgenheit der Familie, dem Leben in ständiger Angst vor dem Terror der Diktatur und der Entdeckung. Und so kommt es, daß die Ich-Erzählerin erst viele Jahre später, als sie das zerstörte Kaninchenhaus besucht, diese Erlebnisse niederschreiben kann, um „herauszufinden, ob ich danach anfangen kann zu vergessen.“ „Ich werde von diesem argentinischen Wahnsinn schreiben und von den Menschen, die durch seine Gewalt zerstört worden sind.“ Unbedingt lesen! (BzL)


Alonso, Jorge Victoriano
Geboren 1936 in Coronel Suárez. Journalsit und Schauspieler.
 
Arg 002 Alonso, Jorge Victoriano: Die Hundertjahrfeier
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Willi Zürbrüggen.
Berlin: Berlin Verlag, 2002. 408 S., geb., OU., DEA., 9,50 €.
O: Vientos de noviembre para el amor. Madrid 1998.
3-8270-0322-9
Erfundene Landschaften sind keine Seltenheit in der Literatur Lateinamerikas. Gabriel García Márquez, Carlos Fuentes, Juan Carlos Onetti, Juan Carlos Martini, ja sogar Isabel Allende haben für ihre Handlung literarische Orte geschaffen. Juan Rulfo bevölkerte seine Romangeographie mit Toten und Lebenden und von ihm scheint Jorge Victoriano Alonso einiges gelernt zu haben. So spielt sein erster Roman in Süden Argentiniens an einem Ort namens Puerto Aguinaldo und erzählt die Geschichte der Gründer und ihrer Nachkommen, der hundertmaligen [!] Rückkehr Peróns, der Ermordung von Jorge Luis Borges auf offener Straße und des Tages, an dem sich Melchora, die Schöne, von heute auf morgen für den Tod entscheidet, um als Tote weiterhin unter der Lebenden zu weilen. Geschichten also, die man irgendwo schon einmal gelesen hat. Alonso, ein Journalist, hat mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem eines, das von einem argentinischen Philosophen handelt und in Zusammenarbeit mit einem ranghohen Militär entstand. Dieses Werk wurde 2001 in Buenos Aires mit militärischen Ehren präsentiert, und es stellt sich die Frage, ob das auch zur fiktionalen Welt Alonsos gehört. (BzL)
 
Andahazi, Federico
Geboren 1963 in Argentinien, ungarischer Abstammung. Psychoanalytiker. El anatomista ist sein erster Roman.
 
Arg 003 Andahazi, Federico: Im Land der Venus
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Peter Martyr.
Frankfurt a. M.: Krüger, 1999. 2. Aufl. 248 S., geb., OU., 7,50 €.
O: El anatomista. Buenos Aires 1997.
3-8105-0115-8
Etwas besseres kann einem bis dato unbekannten Autor kaum passieren: Die Stifterin des Preises für den von einer unabhängigen Jury auserwählten Roman fordert die Rücknahme der Auszeichnung und des Preisgeldes (immerhin 15.000 Dollar). Autor und Verlag freuen sich, zumal doch das Thema des Romans allein schon hohe Auflagen versprach. Der Roman spielt in der Ära der italienischen Renaissance. Der Anatomist Matteo Colombo entdeckt das Zentrum der Lust im Körper der Frau. Die Veröffentlichung seiner Entdeckung bringt ihn vor das Inquisitionsgericht. Hier folgen im Roman die spannendsten Szenen: die Einlassungen der Zeugen und vor allem aber die Verteidigungsrede des Angeklagten. Der Rest ist kurzweiliges Beiwerk zu einem dennoch amüsanten Roman. (BzL)
 
Arg 004 Andahazi, Federico: Lord Byrons Schatten
Roman. Deutsch von Hilde Fritz.
Reinbek: Rowohlt, 2001. 189 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Las Piadosas. Buenos Aires 1998.
3-498-00060-8
Wer sich mit dem Film Gothic (Ken Russell) amüsiert hat und überhaupt Schauerromane und gotische Novellen als literarische Gattung bevorzugt, der wird an diesem neuen Buch von Andahazi Gefallen finden. Für den Rest der Leser könnte dieser Roman als ein hybrides Konstrukt mit viel Schatten und wenig Blut erscheinen. (BzL)
 
Argemi, Raúl
Geboren 1946 in La Plata, Argentinien. Während der Militärdiktatur saß er zehn Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitete er als Redakteur in Patagonien. Seit 2000 lebt Argemi in Spanien. Seine bisher veröffentlichten Romane erhielten wichtige Preise.
 
Arg 001 Argemi, Raúl: Chamäleon Cacho
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Susanna Mende.
Zürich: Unionsverlag, 2008. 156 S., geb., SU, DEA, 7,00 €.
O: Penúltimo nobre de guerra. Sevilla 2004.
978-3-293-00387-3
Als Manuel Carraspique im Krankenhaus aufwacht, kann sich an nicht mehr an den Unfall erinnern, der ihn hierher gebracht hat. Neben ihm liegt ein durch einen Brand bis zur Unkenntlichkeit entstellter schwerverletzter Mann, ein Mapuche-Indianer, der angeblich im reliösen Wahn seine Familie umgebracht hat. Oder ist das etwa nicht Prudencio Márquez? Carraspique wittert eine Story und beginnt, seinen Bettnachbarn auszuhorchen. Doch was er von dem erfährt, verwirrt ihn zunehmend. Ist sein Nachbar nun dieser Doktor Gómez oder doch Pater Carlos, der mit Bibeln übers Land zieht? Schließlich ist er sich sicher: „Ich ... würde meinen letzten Centavo darauf verwetten, Dass das Chamäleon sowohl Cacho als auch diverse andere Personen ist: eine Abfolge von Tarnungen, eine endlose Reihe von Kriegsnamen. Aber niemals der Indio Márquez ... Zum Teufel mit dem Kerl! Ich könnte schwören, Dass er die Grenzen nicht mehr wahrnahm, wenn er eine Rolle spielte, und Dass er nicht einmal selbst mehr wusste, wer er war.“ Doch das Verwirrspiel in diesem Roman ist noch lange nicht zu Ende und die Leserinnen und Leser werden atemlos diese spannende Geschichte, die in die Zeit der Militärdiktatur zurückführt, bis zu ihrem überraschenden Ende verfolgen. (BzL)
 
Arg 001 Argemi, Raúl: Und der Engel spielt dein Lied
Roman. Aus dem Spanischen von Susanna Mende.
Zürich: Unionsverlag, 2010. 186 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Siempre la misma música. Sevilla 2006.
978-3-293-00418-4
Der Roman spielt im Jahre 1978. Protagonisten sind die beiden Kleinkriminellen Polaco, Chef einer mafiaähnlichen Organisation und El Negro, der für ihn diverse Aufträge erledigt. Der Drogentransport nach Chile, für den El Negro die Verantwortung hatte, endet in einem Fiasco und das Verhältnis der beiden erhält einen Knacks. Zu allem Unglück verliebt sich El Negro noch in Irma, die „Paraguaya“, ohne zu wissen, Dass sie die Geliebte von Polaco ist ... Ein Roman aus dem Dschungel der Beziehungen und der Kämpfe zwischen Guerrilla, Mafia und Militär jener Zeit. Wie schon in „Chamäleon Chaco“ bedient sich Argemie verschiedener Erzählperspektiven und Zeitebenen, die von den Lesern spannenden und virtuos konstuierten Romans hohe Aufmerksamkeit verlangen. (BzL)
 
Belgrano Rawson, Eduardo
Geboren 1943 in San Luis/Prov. San Luis; Schriftsteller und Journalist. Lebt in Buenos Aires.
 
Arg 001 Belgrano Rawson, Eduardo: Schiffbruch der Sterne
Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Lisa Grüneisen.
München: C. H. Beck, 2001. 215 S., geb., OU., DEA. 7,00 €.
O: El náufrago de las estrellas. Barcelona 1999.
3-406-47125-0
Historische Romane sind eine Konstante im Werke des argentinischen Journalisten und Romanciers Eduardo Belgrano Rawson. Schon 1975 sorgte sein Roman No se turbe vuestro corazón für Aufsehen. Schiffbruch der Sterne, in Buenos Aires 1979 erschienen, erhielt einen literarischen Preis, wie auch sein Roman Fuegia, eine Geschichte, die in der Welt Patagoniens und seiner Bewohner ihr Thema findet. Auch hier handelt es um eine Reise, bei der die Grenze zwischen historischen Tatsachen und erfundenem Geschehen verwischt, alles wiedergegeben in minimalistischer Erzählweise. Ein Schiff verläßt Mitte der dreißiger Jahre Südargentinien mit dem Ziel, Kap Horn zu umsegeln, um an die chilenischen Küste zu gelangen. Das Schiff erreicht sein Ziel nicht, ein einziger überlebt das Abenteuer. Doch der Schiffbrüchige ist nicht allein, sondern mit dem Meer und den Alpträumen, dem Durst, dem Hunger und der Angst in der Nacht steht er kurz davor, seinen Verstand zu verlieren. Ein Kapitel des Buches wurde schon 1993 mit der Übersetzung von Eva Schewe dem deutschen Publikum zugänglich gemacht. (Firmament, in: Erkundungen. 21 Erzähler vom Rio de la Plata. Verlag Volk und Welt Berlin). Einige bedauerliche Entgleisungen in der Übersetzung aus dem eigentümlichen argentinischen Spanisch trüben aber nicht die Qualität des Textes. (BzL)
 
Bianciotti, Héctor
Héctor Bianciotti wurde am 18.3.1930 in der Provinz Cordoba geboren. Er ist italienischer Herkunft und lebte in Paris, wo er am 12.6.2012 verstorben ist.
 
Bianciotti, Héctor: Das langsame Fortschreiten der Liebe
Roman. Aus dem Französischen von Maria Dessauer.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1997. 344 S., geb., SU, DEA. 12,50 €.
O: Le pas si lent de l’amor. Paris 1995.
3-518-40866-6
Der Roman ist ein Teil der vom Autor so bezeichneten „Autofiktion“. „Der Bericht reflektiert freinsinnig die Ambivlalenzen, die durch das Fremdsein, die selbstgewählte Exilsituation, ausgelöst werden ...“ (NZZ)
 
Bianciotti, Héctor: Die Nacht der blauen Sterne
Roman. Aus dem Französischen von Maria Dessauer.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1991. 347 S., geb., SU. DEA. 11,00 €.
O: Seules les larmes seront comptées.1988.
3-518-40394-X
Das Erlebnis, seine kranke Mutter im Hörsaal der Universi¬täts¬klinik als "Fall" vorgeführt zu sehen, wird für den Erzäh¬ler des Romans zur Triebkraft seines Lebens: er will Vergel¬tung üben für diese Beleidigung. Verschiedene Personen tre¬ten auf: Da ist Monsieur Morales, der ehemals berühmte Mo¬deschöpfer, und seine Geliebte mit Tochter sowie die Brü¬der Gabriel und Nicolas, der eine blind, der andere bein¬am¬putiert. Bianchiotti läßt sie wie ein Choreograph in ver¬schie¬denen Konstellationen agieren und "stellt die Verbin¬dung her zwischen den Noblen und den Banden, der Rede und der Schrift, der Vergangenheit und der Erinnerung." (U. März). Ein leises und eindringliches Buch. (BzL)
 
Bianciotti, Héctor: Was die Nacht dem Tag erzählt
Roman. Aus dem Französischen von Maria Dessauer.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1993. 319 S., geb., SU. DEA. 11,00 €.
O: Ce que la nuit raconte au jour. 1992.
3-518-40562-4
Der Autor, Sohn italienischer Eltern, der heute in Paris lebt und französisch schreibt, wuchs in der argentinischen Provinz auf. Von dieser Kindheit und Jugend, von seiner Zeit in Buenos Aires und seiner schließlichen Auswanderung handelt der autobiographische Roman. Die Loslösung vom Elternhaus, vom vorbestimmten Lebensweg und von den religiösen Traditionen, die Hinwendung zu Literatur und die Erfahrungen im Argentinien Peróns während des zweiten Weltkriegs sind die Themen, die Bianciotti in meisterlicher Form behandelt. (BzL)
 
Bianciotti, Héctor: Wie die Spur des Vogels in der Luft
Roman. Aus dem Französischen von Uli Wittmann.
München: DVA, 2002. 255 S., geb., SU, DEA. 8,50 €.
O: Comme la trace de l’oiseau dans l’air.
978-3-421-05372-5
Ein 65-jähriger Schriftsteller besucht nach einem Vierteljahrhundert Abwesenheit seine Heimat und wird von seinen Geschwistern am Flughafen empfangen. So fängt eine Reise in die inneren Mechanismen der Erinnerungen an. Der Ort der Kindheit wird wiedergefunden, die dem später gefeierten Autor die erste literarische Nahrung bot. Das Leben in zwei Welten hat seine Werke geprägt, aber dieses Buch ist das persönlichste von allen: von Argentinien aus reist der Dichter in die Schweiz auf den Spuren eines verstorbenen Freundes, weiter zum Sterbebett von Borges, mit dem ihm eine jahrelange Freundschaft verband, und später noch zu dessen Grab. Bei allem begleiten uns Reflexionen über die Sprache, das Schreiben, den Genuß an den Worten. Wenn man in zwei Sprachen zu Hause ist, sollte man besser nicht zu alt werden, denn wie es scheint, beherrscht man am Ende keine der beiden mehr, schreibt Bianciotti. Während der Lektüre diesen enormen Werkes wird der deutsche Leser leider des Öfteren ein Wörterbuch bemühen müssen: Begriffe wie Peón, Ombú, Percherón, Payador wurden im Original belassen, aber nach einem Glossar oder wenigstens einer Fußnote sucht man vergebens. (BzL)
 
Bioy Casares, Adolfo
Geboren am 15.9.1914 in Buenos Aires; studierte Jura und Philologie, Herausgeber diverser Zeitschriften. Die Kurzgeschichten und Romane Bioy Casares' stehen in der Tradition der phantastischen Literatur. In ihnen entfaltet sich "eine Odyssee wundersamer Begegnungen, auf die nur die Wahnspiegelung oder das Symbol als Schlüssel zu passen scheinen, doch entschlüsselt er sie mittels eines einzigen, zwar phantastischen, aber nicht übernatürlichen Postulats." (J.L.Borges)
 
Bioy Casares, Adolfo: Die fremde Dienerin
Phantastische Erzählungen. Aus dem Spanischen von Joachim A. Frank.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1983. st 962. Phant. Bibliothek Bd. 114. 210 S., kt., DEA, 5,00 €.
Auswahl aus: Historias fantásticas. Buenos Aires 1972.
3-518-37462-1
Inhalt: Paulina zum Gedenken – Leidenschaften (Los afanes) – Die Schattenseite – Die fremde Dienerin – Eine wunderliche Geschichte – Die Reisende erster Klasse – Die Abkürzung – Fliegen und Spinnen – Wunder gibt es nur einmal – Das Schöpfrad – Eine Reise oder Der unsterbliche Zauberer.
Bei Bioy Casares "ist dieses Phantastische immer etwas, was sich an einer Rationalität bricht, etws A-logisches und Un-logisches. Der Ausgangspunkt ist ein Intellekt, der sich nicht zurechtfindet, und der `Plot` ist dann auch die Erzählung, wie dieser Intellekt `dahinterkommen` will." (H.Loetscher)
 
Bioy Casares, Adolfo: Ein schwankender Champion
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1997. BS 1258. 79 S., Pb., OU., DEA. 6,50 €.
O: Un campeón desparejo. 1993.
3-518-222258-9
Luis Angel Morales ist Taxifahrer, ein guter Kerl, der, er weiß nicht wie, in mancherlei Handgreiflichkeiten gerät, aus denen er nicht immer unzerzaus hervorgeht. Seine Fahrgäste bringen ihn in die aberwitzigsten Situationen, und den Spott hat er obendrein. Ein Held ist er nicht, auch wenn ihn seine Freunde Champion nennen. Sein sehnlichster Wunsch ist es, eines Tages Valentina wiederzufinden, von der er eine schöne Erinnerung an eine flüchtige Liebe bewahrt. Als eines Tages ein Professor Nemo und sein Assistent sein Taxi besteigen, beginnt eine turbulente Tag-und-Nacht-Odyssee, die ihn in unverhoffte Nähe zu Valentina wirbelt. (Verlagsinfo)
 
Bioy Casares, Adolfo: Liebesgeschichten
Aus dem Spanischen von René Strien.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1987. 293 S., geb., OU., DEA. 11,00 €.
O: Historias de amor. Buenos Aires 1972.
3-518-02675-5
Inhalt: Hinterhalt – Alle Männer sind gleich – Alle Frauen sind gleich – Neues Leben – Der ungekannte Casanova – Römische Geschichte – Ein Abenteuer – Gruß aus den Bergen – Paradigma – Das Werk – Brief über Emilia – Wer anderen eine Grube gräbt – Vertrauliches von einem Wolf – Ad porcos – Der höchste Lohn – Der Nachmittag eines Fauns – Der Garten der Träume – Eine Tür geht auf.
"Der demaskierte, in die Verlassenheit zurückgeworfene Macho, die Psychologie des unsicher auftrumpfenden, alsbald aber zusammenbrechenden Liebhabers - das sind leitende Erzählmotive von Bioy Casares." (H.Brode)
 
Bioy Casares, Adolfo: Morels Erfindung
Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Karl August Horst.
Mit einem Nachwort von Jorge Luis Borges.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1975. BS 443. 178 S., Pb., OU., (Widm. a. Vorsatz, Rücken verblasst) 7,50 €.
O: La invensión de Morel. 1940.
3-518-01443-9
Ein Flüchtling entdeckt auf einer entlegenen Insel plötzlich andere Menschen. Bei dem Versuch, sich einer Frau aus dieser Menschengruppe zu nähern, erkennt er plötzlich deren Geheimnis und damit auch Morels Erfindung: Die Menschen sind holographische Projektionen, die ihre Unsterblichkeit mit dem Absterben des physischen Körpers bezahlen ...
 
Bioy Casares, Adolfo: Schlaf in der Sonne
Roman. Aus dem Spanischen von Joachim A. Frank.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1976. 222 S., geb., OU., DEA. 12,50 €.
O: Dormir als sol. Buenos Aires 1973.
3-518-02535-X
Der Uhrmacher Lucio und seine Frau Diana führen eine "ganz normale" Ehe. Die harmlosen Launen von Diana werden von dem Psychiater Samaniego als krankhaft bezeichnet und in seiner Klinik behandelt. Zurückgekehrt, liebt Lucio seine Frau nicht mehr und sucht nun seinerseits die Klinik des Samaniego auf. Hier erfährt er von dessen Therapie: Das Austauschen der Seelen durch einen chirurgischen Eingriff ...
 
Bioy Casares, Adolfo: Der Schweinekrieg
Roman. Aus dem Spanischen von Karl August Horst.
München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1971. 224 S., Ln., DEA, 10,00 €.
O: Diario de la guerra del cerdo. Buenos Aires 1969.
3-485-00297-6
Hauptperson dieses Romans ist der Rentner Isidoro Vidal. Etwas abseits stehend verfolgt er die beängstigenden Ge¬scheh¬nisse, beobachtet seine Freunde - eine kartenspielende Run¬de von Pensionären - und sinnt über sich selbst nach. Nur die Liebe zu einer jungen Frau führt ihn zeitweise her¬aus aus der Leere seines Daseins und läßt ihn die Unaus¬weich¬lichkeit des Alterns vergessen.
 
Bioy Casares, Adolfo: Der Traum der Helden
Roman. Aus dem Spanischen von Joachim A. Frank.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1977. 255 S., geb., OU., DEA. (M) 7,50 €.
O: El sueño de los heróes. Buenos Aires 1977.
3-518-92534-1
Guana, ein Mechaniker, wacht nach einem Besäufnis mit der vagen Erinnerung auf, in der vergangenen Nacht von seinen Freunden bei einem Messerduell getötet worden zu sein. Er heiratet und entfernt sich dadurch von seinen alten Gefährten. Nach drei Jahren gewinnt er bei einem Wettrennen und lädt die Freunde von damals zu einer Feier ein. Alles wiederholt sich und am Ende wird Guana von seinen Freunden bei einer Messerstecherei umgebracht.
 
Birmajer, Marcelo
Geboren am 29.11.1966 in Buenos Aires. Journalist, Kinderbuch- und Drehbuchautor.
 
Birmajer, Marcelo: Das argentinische Trio
Roman. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold.
München: C. H. Beck, 2004. 219 S., geb., OU. DEA. 12,50 €.
O: Tres mosqueteros. 2001.
3-4406-51716-1
Es gab einmal eine Zeit, in der in Argentinien eine aufrichtige jüdische Literatur existierte. Geschichten wurden erzählt, die einen Blick auf die Lebensart der immigrierten Juden warfen, die ihre Tradition mit dem stilistischen Mittel des allgemein bekannten jüdischen Humors ausmalten. Heute gibt es in Argentinien jüdische Autoren, aber keine jüdische Literatur, trotz der Verlagsstrategie, dieses Buch als solches zu vermarkten. Nur weil die Hauptfigur jüdische Bücher liest, der Autor seine Sätze mit jiddischen Worten krönt oder Gespräche über den Holocaust geführt werden kann man noch lange nicht von jüdischer Literatur sprechen ... Es ist ungerecht, die jüdische Literatur auf eine Anreihung von Klischees zu reduzieren. Noch erstaunlicher erscheint die unglückliche Auswahl mancher Pointen, die im Deutschen ohne weitere Erklärung verlorengehen, aber selbst in Argentinien eine gewisse Originalität vermissen lassen ... (BzL).
 
Borges, Jorge Luis
Geboren am 24.8.1899 in Buenos Aires, gestorben am 14.6.1986 in Genf; 1914 bis 1921 in Europa, zurückgekehrt gründete er div. lit. Zeitschriften, büßt durch einen Unfall einen Teil seiner Sehkraft ein, verliert unter Perón seinen Posten als Bibliothekar und wird nach dessen Absetzung, mittlerweile fast völlig erblindet, Direktor der Nationalbibliothek. Borges war einer der größten Stil- und Formkünstler der Weltliteratur. Sein Werk umfaßt Lyrik, Essays und Erzählungen, die sich auszeichnen durch sprachliche Brillanz, enzyklopädischen Bildungsfundus und geistvolle Versteck- und Verwirrspiele. Vorgeworfen wurden Borges Naivität und Zynismus in seinen politischen Ansichten. Neruda hielt Borges für einen "politischen Dinosaurier".
 
Borges, Jorge Luis: 25. August und andere Erzählungen
Mit einem Vorwort von Matin Gregor-Dellin. Aus dem Spanischen von Maria Bamberg, Karl August Horst, bearbeitet von Gisbert Haefs und Dieter E. Zimmer.
Frankfurt a. M.: Büchergilde Gutenberg, 2007. Die Bibliothek von Babel. Bd. 5. 155 S., geb., SU, 9,00 €.
978-3-940111-02-9
Enthält:
Die Bibliothek von Babel – 25. August 1983 – Die Rose des Paracelsus – Blaue Tiger – Utopie eines müden Mannes.
 
Borges, Jorge Luis: Der Schwarze Spiegel
Erzählungen. Übersetzt aus dem Spanischen von Karl August Horst.
Munchen: Carl Hanser Verlag, 1961. 137 S., Ln., OU., DEA. 8,00 €.
O: Historia universal de la infamia. Buenos Aires 1954
Inhalt: Der schreckliche Erlöser Lazarus Morell – Der unwahrscheinliche Hochstapler Dom Castro – Die Witwe Tsching, Seeräuberin – Der Schandtatenmakler: Monk Eastman – Der uneigennützige Mörder Bill Harrigan – Der unhöfliche Zeremonienmeister Kotsuké no Suke – Der Färber in der Maske Hakim von Merv – Mann von Esquina Rosada – Ein Theologe im Tod – Die Kammer der Standbilder – Geschichte von den beiden Träumern – Der hintergangene Hexenmeister – Der Spiegel aus Tinte – Ein Doppelgänger Mahomets – Der edelmütige Feind – Von der Strenge der Wissenschaft.
 
Borges, Jorge Luis: Das Aleph
Erzählungen 1944 bis 1952. Übersetzt von Karl August Horst und Gisbert Haefs.
Mit Zeichnungen von Nikola Röthemeyer.
Frankfurt a. M., Wien und Zürich: Büchergilde Gutenberg, 2007. 199 S., geb., SU, 25,00 €.
O: El Aleph.
978-3-7632-5840-6
Inhalt: Der Unsterbliche – Der Tote – Die Theologen – Geschichte vom Krieger und der Gefangenen – Biographie von Tadeo Isidoro Cruz (1829 – 1874) – Emma Zunz – Das Haus des Asterion – Der andere Tod – Deutsches Requiem – Averroes auf der Suche – Der Zahir – Die Inschrift des Gottes – Ibn Hakkan al Bokhari, gestorben in seinem Labyrinth – Die zwei Könige und die zwei Labyrinthe – Die Wartezeit – Der Mann auf der Schwelle – Das Aleph – Epilog.
Vom „Aleph“ (einem kleinen Gegenstand, der das ganze Universum enthält) bis zum „Zahir“ (einem kleinen Gegenstand, der das ganze Universum verdrängt) ist hier der gesamte Kosmos des modernen wie des klassischen Erzählens zu finden: artistische Montagen aus Essay und Story, scheinbar schlichte, lakonische Bericht, bis zum logischen Ende getriebene literarische und philosophische Plots; aber auch eine Fülle von Themen und Schauplätzen, wie sie kaum ein Roman bietet. Diese Anthologie, von Borges 1952 noch um einige Geschichten ergänzt, gehört zu den besten phantastischen Prosatexten des Autors. Lassen Sie sich verzaubern von dieser wunderschönen Ausgabe der Büchergilde und begeben Sie sich mit Borges auf die Suche nach dem Aleph unter der Kellertreppe, erleben sie die Rache der Emma Zunz, besuchen Sie den berühmten arabischen Gelehrten Averroes in Córdoba und verirren Sie sich nicht im Labyrinth von Ibn Hakkan al-Bokhari sondern lieber in dem labyrinthischen Kosmos von Borges’ phantastischen Geschichten. Die Künstlerin Nikola Röthmeyer setzt mit ihrer eigenwilligen Bildsprache die magischen und vielschichtigen Erzählungen des Autors fort. (BzL)
 
Borges, Jorge Luis / Adolfo Bioy Casares: Das Buch von Himmel und Hölle
Übersetzt von Maria Bamberg.
Stuttgart: Ed. Weitbrecht im Thienemann Verlag, 1983. 224 S., geb., OU., DEA. 12,50 €.
O: Libro de cielo del infierno. Buenos Aires 1960.
3-522-70040-6
In seinen Erzählungen, Gedichten und selbst in den Essays fließen bei Borges Realität und Phantastisches zu einer eigenen Wirklichkeit zusammen. Das Verweben von Phantastischem und Realem, wie man es an den Himmel- und Höllendarstellungen erkennen kann, ist ein schöpferischer Akt, wie man ihn auch von der Kunst kennt. Auf der Suche nach dem Wesentlichen haben die beiden Autoren nicht das Lebendige, das Traumhafte und das Paradoxe ausgespart. Zitiert wird dabei aus Planton wie aus Kafka – viel wichtiger aber sind die zitierten Bilder und Gedanken, ihre Suggestivkraft, ihre Wirkung auf Seelenzustände. (Aus dem Verlagsinfo)
 
Jorge Luis Borges und Ernesto Sábato: Gespräche in Buenos Aires
Inspiriert und transkribiert von Orlando Barone, aus dem argentinischen Spanisch übersetzt, herausgegeben, mit Glossen versehen, kritisch durchgesehen und mit einer Nachbemerkung von Frank Henseleit.
Berlin: Matthes & Seitz, 2013. 191 S., geb., SU, 9,50 €.
O: Diálogos. Buenos Aires 1996.
978-3-88221-036-1
Dezember 1974, Buenos Aires: Orlando Barone führt die beiden so gegensätzlichen literarischen Giganten Jorge Luis Borges und Ernesto Sábato zu einem moderierten Gespräch zusammen. Konzentriert und ganz bei sich entfalten sie ihre Welt, sie sprechen über Kino, Tango, Wirklichkeit und Traum, Ruhm, Gott und immer wieder die Literatur. Pflichtlektüre, nicht nur für alle, die Borges lieben, auch für alle, die gelernt haben, selbst zu denken oder es vorhaben. (Verlagsinfo)
 
Brizuela, Leopoldo
Leopoldo Brizuela, geboren 1963 in La Plata, arbeitet als Schriftsteller, Journalist und Übersetzer. Er ist Autor mehrerer preisgekrönter Romane und Erzählbände; 1999 wurde er für seinen Roman Inglaterra mit dem argentinischen Literaturpreis Premio Clarín ausgezeichnet. Leopoldo Brizuela lebt in La Plata.
 
Brizuela, Leopoldo: Inglaterra
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Christian Hansen.
Berlin: Berlin Verlag, 2004. 414 S., geb., OU., DEA. 11,50 €.
O: Inglaterra. Una fábula. Buenos Aires 1999.
3-8270-0078-5
Patagonien ist in Mode. Neben den zahlreichen Romanen, die noch nicht übersetzt wurden, gibt es hierzulande eine Reihe repräsentativer Werke: Iparraguire, „Land der Feuer“,Ares, „Das Gold von Patagonien“, Belgrano Rawson, „In Feuerland“, die Texte von Coloane, „Feuerland“ und „Kap Hoorn“ und der jetzt erschienene voluminöse Roman von Leopoldo Brizuela, der, bisher fast unbekannt im deutschen Sprachraum, in seiner argentinischen Heimat als Journalist geschätzt wird. Die Geschichte ist gut erzählt, vielleicht ein wenig langatmig, ohne Überraschungen, ohne Experimente, ohne Risiken. (BzL)
 
Brizuela, Leopoldo: Nacht über Lissabon
Roman. Aus dem Spanischen von Thomas Brovot
Berlin: Insel, 2010. 724 S., geb., SU, DEA, 11,50 €.
O: Lisboa – Un melodrama.
978-3-458-17478-3
Der deutsche Titel des Romans verweist nicht zufällig auf den Erfolgsroman „Die Nacht von Lissabon“ von Erich Maria Remarque. Auch dieser Roman spielt im Lissabon des Jahres 1942 und hat das Thema Flucht vor den Nazis und Exil zum Thema. Für Brizuela aber hat diese Thematik nicht den gleichen Stellenwert. Sein Melodrama (im Original: Lisboa – Un melodrama) ist die Schilderung einer Reihe von Einzelschicksalen von fiktiven und historischen Personen auf dem Hintergrund einer sich dramatisch zuspitzenden Situation in der Nacht vom 18. zum 19. November 1942. In sehr unterschiedlicher Weise sind die Akteure betroffenen von den aktuellen Ereignissen, insbesondere dem mit Spannung erwarteten Verhalten des portugiesischen Diktators Salazar bezüglich seiner bevorstehenden Entscheidung: entweder weiterhin neutral zu bleiben oder sich dem Druck der Alliierten zu beugen und den Achsenmächten den Krieg zu erklären. Nicht alle handelnden Personen sind Passagiere für die im Hafen abfahrbereit liegende Boa Esperança (Gute Hoffnung), die die vielen wartenden Flüchtlinge in den rettenden Hafen nach Havanna bringen soll. Für den berühmten Tangodichter Santos Discépolo und seine Frau, die Sängerin Tania ist es eine Reise wie so viele auf ihren Tourneen. Nicht zu den Wartenden gehört eine weitere historische Gestalt, die später berühmt gewordene Fadosängerin Amália Rodrigues. Außer den Vorgenannten und dem rumänisch-jüdischen Dichter Mircea Eliade sind alle anderen namentlich genannten Protagonisten dieses Dramas frei erfunden und nahtlos miteinander und kunstvoll mit den historischen Ereignissen verknüpft.
Die Texte und die Musik des argentinischen Tango und des portugiesischen Fado (mit Fadostrophen werden die großen Abschnitte eingeleitet) begleiten auf unterschiedliche Weise das sich dramatisch zuspitzende Geschehen. Nur in dieser angespannten Atmosphäre werden die nächtlichen Erzählungen verschiedener Akteure zu Beichten aus einer teils dunklen Vergangenheit (und hier spielt der Roman über weite Strecken auch in Argentinien), kommt es bei den undurchsichtigen Intrigen, Eifersuchtsdramen, Verschwörungen und Verbrechen dieser Nacht zu sehr unterschiedlichen Entscheidungen.
Ich empfehle, diesen außerordentlichen und spannenden Roman ohne große Unterbrechungen zu lesen; die Leser könnten aufgrund der großen Zahl der agierenden Personen mit ihren verwirrenden Beziehungen und den vielen Rückblenden leicht den Überblick verlieren. Das beigefügte Lesezeichen mit den Protagonisten erweist sich dabei als willkommenes Hilfmittel. (BzL)
 
Burgos, Fausto
7.2.1888 Medinas/Tucumán – 19.5.1953 San Rafael/Mendoza. Lehrer; schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen, die meist in den Andenregionen spielen.
 
Burgos, Fausto: Herzen unterm Poncho
Ein Roman aus den Hochtälern der Anden. Deutsch von R. Kaltofen.
Mit 12 Bildern nach Holzschnitten von [Victor] Valdivia [a. d. Originalausgabe].
Nürnberg: J. L. Schrag-Verlag [1938]. 207 S., OU, DEA. 8,00 €. (Deckel und SU verknittert)
O: El salar. 1935.
Burgos konfroniert in dem Roman die der grandiosen Unwirtlichkeit der Hochsteppe ausgelieferten, genügsamen Collas-Indianer mit den raffgierigen weißen Händlern, die durch rücksichtslose Ausbeutung zu Reichtum gelangen. (D. Reichardt)
 
Constante, Susana
Geb. 1944 in Buenos Ai¬res; stud. Theaterwiss., Re¬gisseurin; ist Autorin von Thea¬terstücken.
 
Constante, Susana: Fräulein Sonja
Erotischer Roman. Aus dem Spanischen von Monika López.
Frankfurt a. M.: Eichborn, 1991. 136 S., Hc, OU., DEA. 6,00 €.
O: La educación sentimental de la senorita Sonia. 1979.
3-8218-0353-3
Amüsante kleine "Educatión sentimentale" im Stil und mit den Personen des 19. Jahrhunderts.
 
Conti, Haraldo
Geboren am 25.5.1925 in Chacabuco, verschiedene Berufe, Schriftsteller, 1976 von den Militärs verhaftet und ermordet.
 
Conti, Haraldo: Máscaro, der amerikanische Jäger
Roman. Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. Einlei¬tung: Gabriel García Márquez.
Bornheim: Lamuv, 1985. 361 S., geb., OU., DEA. 9,00 €.
O: Máscaro, el cazador americano. Havana, Cuba 1975.
3-88977-024-X
Der Roman spielt in Argentinien vor dem Militärputsch. Eine zusammengewürfelte Artistenschar zieht über das Land. Ihr Zirkus ist ihre Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Diese harmlose Truppe wird in die Wirren der damaligen Zeit hineingezogen und auseinandergetrieben ... (BzL)
 
Copi (d. i. Raúl Damonte Botana)
20.11.1939 in Buenos Aires – 14.12.1987 Paris. Comiczeichner, Schauspieler und Schriftsteller.
 
Copi: Die Schlange von New York
Roman. Aus dem Französischen von Klaus Völker.
Berlin: Albino Verlag, 1983. 155 S., kt., DEA. 8,50 €.
O: Le bal des folles. Paris 1977.
In seinen Romanen vermischt der Autor die surrealistische lateinamerikanische Erzählweise mit dem modernen französischen Kriminalroman. Sein böser Charme, seine irre Phantasie, seine bizarren Morde machen den Leser süchtig. (Klappentext)
 
Cortázar, Julio
Julio Cortázar wurde am 26.8.1914 in Brüssel geboren (sechs Tage zuvor war die Hauptstadt Belgiens von den deutschen Truppen eingenommen worden). Als er vier Jahre alt war (nach Ende des ersten Weltkriegs), zogen seine Eltern mit ihm nach Buenos Aires.
Er wurde Grundschullehrer und arbeitete an verschiedenen Schulen in der Provinz. 1944 erhielt er eine Dozentur für französische Literatur in Mendoza. Aus Protest gegen Perón trat er zwei Jahre später von diesem Hochschulamt zurück und wurde Übersetzer für Englisch und Französisch. Cortázar erhielt 1951 ein Stipendium des französischen Staates und arbeitete von 1951 bis 1974 als Übersetzer bei der UNESCO in Paris.
Cortázar war einer der profiliertesten Vertreter der argentinischen Literatur der Gegenwart. Sein Werk ist der neueren englischen und französischen Literatur verpflichtet, insbesondere dem Surrealismus, dem Theater des Absurden und dem Nouveau Roman.
„Der Einbruch des Absurden in die Realität des Alltags, Bedrohung der Identität des einzelnen, Protest gegen die Sinnleere einer technisierten Umwelt sowie die Suche nach der authentischen Existenzform des Individuums bilden die inhaltlichen Kennzeichen der cuentos und novelas, mit denen Cortázar die allgemeine Thematik moderner Literatur aufnimmt.“ (W. Brand).
Leider sind heute viele seiner Werke, vor allem die Kurzprosa, vergriffen. Dabei sind es gerade die Erzählungen, die ihn als kreativen und originellen Autor bekannt gemacht haben. „Sie bestechen durch die ästhetische Perfektion und ihre erzählerische Strenge.“ (D. Reichardt)
„Wer Cortázars Bücher nicht liest, ist verloren. Sie nicht zu lesen ist eine schwere, schleichende Krankheit, die mit der Zeit schreckliche Folgen haben kann. Ähnlich wie jemand, der nie einen Pfirsich gekostet hat. Er würde langsam melancholisch werden und immer blasser, und vielleicht würden ihm auch die Haare ausfallen.“ (Jorge Luis Borges)
Julio Cortázar starb am 12.2.1984 in Paris.
 
Cortázar, Julio: Album für Manuel
Roman. Aus dem Spanischen von Heidrun Adler.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1976. 450 S., geb., OU., DEA. 16,50 €.
O: Libro de Manuel. Buenos Aires 1973.
3-518-02558-9
Eine Gruppe von linksintellektuellen Emigranten aus Lateinamerika beschließt zur Unterstützung des Befreiungskampfes einen Diplomaten zu entführen. Der Protagonist des Romans steht dieser Aktion kritisch gegenüber. Für das 3jährige Kind Manuel wird ein Album angelegt, in dem die Zeitungsausschnitte gesammelt werden, die den Befreiungskampf und die allgemeine Situation in dieser Zeit dokumentieren. (BzL)
 
Cortázar, Julio: Andrés Favas Tagebuch
Aus dem Spanischen von Gisbert Haefs.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1999. BS 1319. 116 S., geb., SU., DEA. 6,50 €.
O: Diario de Andrés Fava. 1995.
3-518-22319-4
Tagebuch ist der Text deshalb nicht, da es weder Tage, noch Monate oder Jahre gibt, die dem Leser dabei helfen könnten, die Umwelt näher zu umreißen, genauer gesagt, entzieht es sich förmlich den Charakteristika, die für die Gattung Tagebuch wesentlich sind. Hat man es hier mit einer Einladung zu einem literarischem Spiel zu tun, bei dem, ähnlich wie in Rayuela, der Leser die Verantwortung erhält, aktiv zum Textexperiment beizutragen, indem er seiner eigenen chronologischen Ordnung folgt? Der Übersetzer Gisbert Haefs bewegt sich mit Sicherheit in einem terminologischen Dschungel mit Lücken und Abgründen und schenkt dem Leser die Ruhe einer aufklärenden Seite mit Abstechern ins Englische und Französische, ebenso wie eine Aufklärung über in der deutschen Öffentlichkeit nicht allzu bekannte historische Persönlichkeiten. (Aus: BzL)
 
Cortázar, Julio: Geschichten, die ich mir erzähle
Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985. 170 S., Ln., SU., DEA. 12,50 €.
Auswahl aus: Octaedro. Madrid 1974. Alguien que anda por ahí. Madrid 1977. Queremos tanto a Glenda. Madrid 1980.
3-518-03223-2
Inhalt: Liliana weint – Manuskriptfund in einer Jackentasche – Sommer – Passatwinde – In Bobys Namen – Apokalypse in Solentiname – Die zwei Seiten einer Medaille – Der Abend mit Mantequilla
– Zeitungsausschnitte – Tango von der Rückkehr – Clone – Geschichten, die ich mir erzähle.
Diese Sammlung von zwölf Geschichten wurde von Cortázar selbst zusammengestellt. Mit den ersten Sätzen bereits werden die Leser in etwas hineingezogen, das sie bis zum Schluss nicht mehr loslässt ...
 
Cortázar, Julio: Die Gewinner 
Roman. Aus dem Spanischen von Christa Wegen.
Neuwied und Berlin: Luchterhand, 1966. 468 S., Ln. SU., DEA. 24,00 €. (SU unfrisch)
O: Los premios. Buenos Aires 1960.
In seinem ersten, 1960 erschienenen Roman, erzählt Cortázar von einer merkwürdigen Schiffsreise. Die Passagiere, die diese Reise in der Lotterie gewonnen haben, dürfen das Achterdeck des Schiffes aus unbekannten Gründen nicht betreten. Aus dieser Situation entwickelt sich allmählich eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von Passagieren, die schließlich in einem bewaffneten Streit endet. Unterbrochen wird der lineare Handlungsablauf von den eingeschobenen Reflexionen Persios, der zwar auf dem Schiff ist aber dennoch außerhalb des Geschehens steht. Die handelnden Personen sind gewöhnliche Menschen aus verschiedenen Schichten Argentiniens, die sehr genau in wenigen typischen Verhaltensweisen gezeichnet und identifizierbar sind. Dies ermöglicht eine Lesart: der Roman als vielschichtige Satire auf die argentinische Gesellschaft.
 
Cortázar, Julio: Alle lieben Glenda
Zwei Geschichten und eine Meditation über das Phantastische.
Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1994. BS 1150. 55 S., Pb., SU, 6,00 €.
3-518-33150-7
Das schnale Bändchen enthält: „Alle lieben Glenda“, aus: Queremos tanta a Glenda, „Flaschenpost“, aus: Deshoras und „Von dem Gefühl des Phantastischen“ aus: La vuelta al día en ochenta mundos.
 
Cortázar, Julio: Liebesgeschichten
Hrsg. von Michi Strausfeld.
Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf, Fritz Rudolf Fries und Wolfgang Promies
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2006. st. 3789. 189 S., kt., 4,50 €.
3-518-45789-6
Inhalt:
Circe – Der Fluß – Das Fräulein Cora – Die tiefste Liebkosung – Siestas – Sommer – Kindberg – Der Hals eines schwarzen Kätzchens – Beleuchtungswechsel – Passatwinde – Sie legten sich neben dich – Unzeiten.
Cortázars Erzählungen beginnen mit einer Art Mitteilung, Schilderung des Alltäglichen, Gewöhnlichen, in deren Verlauf aber dann, in dem gleichen, fast beiläufigen Tonfall, unmerklich der Einbruch des Unheimlichen, Schockierenden eintritt. Diese Erzählungen erinnern, so schreibt Anneliese Botond, „an die sokratische Hebammenkunst, und ich wüßte keinen modernen Autor, der sie geschickter als Cortázar praktizierte bei der Geburt eines neuen Moments aus dem alten, der zugrundegeht und eben dabei ins volle Licht tritt.“ Ein Dutzend Geschichten Cortázars hat Michi Strausfeld in diesem kleinen Band zusammengestellt, die alle in vielfältiger Weise die Liebe zum Thema haben. Was viele Leute Liebe nennen ist nichts weiter, „als dass sie eine Frau wählen und sich mit ihr verheiraten. ... Als ob man in der Liebe wählen könnte, als ob es nicht ein Blitz wäre, der dir die Knochen spaltet ...“ so Cortázar in seinem großen Roman Rayuela. (BzL)
 
Cortázar, Julio: Ein gewisser Lukas
Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1987. 152 S., Ln., SU., DEA. 12,00 €.
O: Un tal Lucas. Madrid 1979.
3-518-04436-2
Der Band enthält 46 kleine Prosastücke voller Sprachwitz, Komik und einem manchmal auch melancholisch hintergründigen Humor.
 
Cortázar, Julio: Ein gewisser Lukas
Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Mt einer Nachbemerkung Natalie Daleau, übersetzt von Christel Dobenecker.
Mit 20 Farbillustrationen von Gerhard Preuß.
Berlin und Weimar: Aufbau, 1990. 163 S., Ln. OU. 12,50 €.
O: Un tal Lucas. Madrid 1979.
3-351-01391-4
Der Band enthält 46 kleine Prosastücke voller Sprachwitz, Komik und einem manchmal auch melancholisch hintergründigen Humor, mit wunderbaren farbigen Illustrationen des Grafikers Gerhard Preuß (1935-2014).
 
Cortázar, Julio: Nicaragua, so gewaltsam zärtlich
Mit einem Vorwort von Tomás Borge. Aus dem Spanischen übersetzt von Gerda Schattenberg-Rincón, [Tom Koenigs und Rudolf Wittkopf]
Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 1985. 2., korr. Aufl. pht 23. 126 S., br., 3,50 €.
O: Nicaragua, tan violentamente dulce.
3-87294-257-3
Aufsätze, Erzählungen und Reportagen über das Nicaragua nach der Revolution.
 
Cortázar, Julio: Das Observatorium
Aus dem Spanischen übersetzt von Rudolf Wittkopf.
Mit Fotos v. Julio Cortázar unter Mitarbeit von Antonio Gálvez.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1989. es 1527. NF 527. 71 S., kt., DEA. 3,50 €.
O: Prosa del observatorio. Barcelona 1972.
3-518-11527-8
In der Beschreibung so disparater Themen wie dem mysteriösen Zug der Aale und zweier indischer Planetarien entwickelt Cortázar eine seiner wichtigsten Grundannahmen, die sich durch sein gesamtes erzählerisches Werk ziehen: die Ablehnung aller akademischen Klassifizierungsversuche und die Befürwortung der Zertrümmerung aller rationaler Schemata.
 
Cortázar, Julio: Oktaeder
Erzählungen. Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag, 1986. st 1295. 113 S., kt., 4,50 €.
3-518-37795-7
O: Octaedro. Madrid 1974.
Das Bändchen enthält die Erzählungen: Liliana weint – Die Schritte in den Spuren – Manuskriptfund in einer Jackentasche – Sommer – Da, aber wo, wie – Kindberg – Die Phasen von Severo – Der Hals eines schwarzen Kätzchens.
 
Cortázar, Julio: Im Silvaland
Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Mit 15 farbigen Bildern von Julio Silva.
Frankfurt a, M.: Insel, 2000. IB1213. 55 S., Pb., DEA, 6,00 €.
O: Silvalandia. 1975.
3-458-19213-1
Mit Nachbemerkungen: „Zur Zusammenarbeit zwischen Julio Cortázar“ und Julio Silva: „Wie das Buch ‚Im Silvaland’ entstand“.
Der Schriftsteller und der Maler (Julio Silva, geboren 1930) hatten sich bald gefunden und als „Cronopien“ erkannt (das sind – nach Cortázar – jene nonkonformistischen, „unordentlichen und lässigen Wesen, die Erinnerungen lose zwischen fröhlichen Jauchzern im Hause herumliegen lassen“); sie hatten sich befreundet und zusammen Bücher „ausgeheckt“, in denen sie Ausschnitte ihrer Phantasie einbrachten. So entstand – u. a. – auch dieses wunderschöne Büchlein. (BzL)
 
Cortázar, Julio: 62/Modellbaukasten
Roman. Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1993. 297 S., geb., OU., DEA. 28,00 €.
O: 62/Modelo para armar. 1968.
3-518-40563-2
"Zu einem bestimmten Zeitpunkt plante Morelli ein Buch, das jedoch über lose Aufzeichnungen nicht hinauskam." So beginnt das 62. Kapitel von Rayuela, dem Hauptwerk Cortázars. Fünf Jahre später - 1968 - erschien dann das geplante Buch von Morelli/Cortázar - und 25 Jahre danach liegt es nun endlich übersetzt vor. Der Untertitel "Modellbaukasten" könnte in eine falsche Richtung deuten. Es handelt sich nicht um bloße austauschbare Teile eines Ganzen, ist doch das Modell anderer Art. "Ersichtlich ist dies bereits auf der Schreibebene, wo Rekurrenzen und Verschiebungen die Erzählung von aller kausalen Starrheit zu befreien suchen, doch vor allem auf der Sinnebene, die nachdrücklicher und unabweislicher zur Kombinatorik einlädt. Die Option des Lesers, seine persönliche Montage der Elemente der Erzählung, wird in jedem Fall das Buch sein, das zu lesen er gewählt hat." (Cortázar). Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
Cortázar, Julio: Kaleidoskop. Beiträge zu Julio Cortázars Roman 62/Modellbaukasten.
Hrsg.: Rudolf Wittkopf unter Mitarbeit von Björn Goldammer.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1993. 127 S., kt., 8,00 €.
Mehr noch als bei dem Roman Rayuela werden die Leser/-innen auf Schwierigkeiten mit "62/Modellbaukasten" stoßen. Die kleine Zusammenstellung von Studien zum Buch und Äußerungen des Autors sind eine wertvolle Hilfe bei der ungewöhnlichen Lektüre und geben interessante Hinweise auf die unterschiedlichen Lese-Möglichkeiten.
62/Modellbaukasten und Kaleidoskop: beide zusammen: 33,00 €.
 
Cortázar, Julio: Der Verfolger
Aus dem Spanischen übersetzt von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1994. st 2319. 98 S., kt., 4,50 €.
O: El perseguidor. Buenos Aires 1958.
3-518-38819-3
„Der Verfolger“, so heißt Cortázars meisterhafte Erzählung, die er Charlie Parker gewidmet hat, in der ein Musikritiker Leben und Ansichten des Jazzsaxophonisten Johnny Carter, der in seiner Kunst ein rücksichtsloser „Verfolger“ des Absoluten ist, mit zweifelnder Bewunderung zu schildern versucht.
 
Cortázar, Julio: Die geheimen Waffen
Erzählungen. Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag, 1981 [1988]. st 672. 183 S., kt., 4,00 €.
3-518-37172-X
Das Bändchen enthält folgende Erzählungen: Die guten Dienste – Brief von Mama – Teufelsgeifer – Die geheimen Waffen – Der Verfolger.
 
 
Costantini, Humberto
8.4.1924 Buenos Aires – 7.6.1987 Buenos Aires. Von Beruf Tierarzt, übte jedoch eine Reihe anderer Berufe aus. Ging 1976 ins Exil nach Mexiko; Rückkehr drei Jahre vor seinem Tod. Autor von Erzählungen, Romanen und Theaterstücken.
 
Costantini, Humberto: Von Göttern, Menschlein und Polizisten
Roman. Aus dem Spanischen von Ulrich Kunz¬mann.
Berlln: Volk und Welt, 1984. 219 S., br., DEA. 4,50 €.
O: De dioses, hombrecitos y policías. Mexiko D.F. 1979.
Der Roman entstand in einem Versteck auf der Flucht vor den Mordkommandos, bevor Costantini die Flucht ins Exil gelang. Er behandelt den Terror der Militärs bei der Liquidierung eines geselligen Clubs von Dichterinnen und Dichtern, erzählt aus drei verschiedenen Perspektiven (den griechischen Göttern, der Polizei und den harmlosen Dichterlein). (D. Reichardt)
 
Curatella, Celia
Geboren 1949 in Buenos Aires. Grundschullehrerin, Leiterin einer Landschule. Seit 1986 schreibt sie Erzählungen und Romane.
 
Curatella, Celia: Lavendelduft
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch übersetzt von Reiner Kornberger.
Zürich: edition 8, 2007. 333 S., geb., DEA, 8,50 €.
O: Perfume de alhucemas.
978-3-85990-118-6
Der Roman handelt vom Leben einer polnischen Immigrantin, deren Schönheit die Sinne eines Generals betört. Gleich mehrere Textebenen über soziale Konventionen, Verrat und Enttäuschung und dazu noch Tango-Motive kommen zum Vorschein. Am Ende findet sich die schöne Polin mit der Abfindung des ehemaligen Geliebten als Besitzerin eines Hauses in einem Dorf in der Pampa wieder. Sie hat es nicht leicht, wir lesen: „Da dachte sie, nun gilt es, an dich selbst die Forderung zu stellen, hilf dir selbst.“ Das Ganze bewegt sich zwischen Ratgeber für alle Lebenskrise mit Spuren des Realismo Mágico, der Welt der Gaucholiteratur, der Bräuche der Eingeborenen, gewürzt mit viel Lokalkolorit, umrahmt mit politischen Ereignissen und Handlungszitaten lateinamerikanischer Romane ... (BzL)
 
Dal Masetto, Antonio
Antonio Dal Masetto wurde 1938 im norditalienischen Intra am Lago Maggiore geboren. 1950 wanderte er mit seinen Eltern nach Argentinien aus. Er ist Autor von mehreren Romanen und Erzählungen. Vier Kriminalromane wurden bisher ins Deutsche übersetzt und erhielten herausragende Kritiken.
 
Dal Masetto, Antonio: Blut und Spiele
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Mende.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2008. st 4002. 230 S., kt., 4,50 €.
O: Bosque. Buenos Aires 2001.
978-3-518-46002-3
Ein Reisender taucht in einem verschlafenen Dorf auf und unter falschem Namen und falscher Berufsbezeichung beginnt er, am wahren Gesicht der Dorfidylle und seiner Bewohner zu kratzen. Ein wenig ungeschickt und ermüdend erzählt, auch nicht originell, so gibt es in der argentinischen Literatur der letzten Jahre andere Romane mit verwandten Konstellationen, keinesfalls aber Konfektionsware. Wie auch im übrigen erzählerischen Werk Dal Masettos haben Geborgenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit keinen Platz. Sowohl der Autor als auch seine fiktiven Doppelgänger sind unterwegs zum Nirgendwo, befinden sich im permanenten Exil. Dal Masetto schreibt: „es ist immer schwierig nach Hause zu gehen“ und der Leser vermutet, dass diese Rückkehr nicht möglich ist. (BzL)
 
Dal Masetto, Antonio: Noch eine Nacht
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Mende.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2008. st 3938. 267 S., kt., 4,50 €.
O: Siempre es difícil volver a casa. Buenos Aires 2004.
978-3-518-45938-6
Die Geschichte hat ihren Ursprung in einer brasilianischen Zeitung, die der junge Dal Masetto ein halbes Leben lang in einer Schublade aufbewahrte, bis der Autor als ein gestandener Literat sie wiederfindet. Es ist ein Artikel über einen Bankraub in Rio de Janeiro, und er entschließt sich, sie niederzuschreiben. Es bietet sich hier eine gute Gelegenheit, diesen Autor zu entdecken (Es ist immer schwierig, nach Hause zurückzukehren, wie der Originaltitel lautet) mit der überaus korrekten Übersetzung von Susanna Mende. (BzL)
 
Damonte, Juan
Geboren 16.9.1945 in Buenos Aires als Sohn italienischstämmiger Einwanderer. Exil in Uruguay, Frankreich und Mexiko. Damonte verstarb 2005 in Mexiko.
 
Damonte, Juan: Ciao Papá
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Peter Tremp.
Solothurn: Lateinamerikaverlag, 2007. 188 S., englbr., DEA. 7,50 €.
O: Chau Papá. Barcelona 1997.
978-3-9522966-9
Ciao Papá ist mehr als nur ein Krimi, es ist ein Identitätsvermächtnis eines im permanenten Exil verbrachten Lebens. Angeblich existieren weitere Texte, aber wir kennen bisher nur diesen Beweis seines Talentes, das zwischen Literatur und Kunst wandelt. Damonte führt uns eine Realität vor Augen, die grausamer nicht sein kann: Zwei ausweglose Situationen, die der Militärdiktatur, die das äußerliche Leben diktiert, und die innere Hölle einer Drogenabhängigkeit. Leider wird der spanische Originaltitel (Chau, papá), der den Schmerz des Abschiedes signalisiert, hier von einem Ciao ersetzt, das sowohl als Abschieds-, als auch als Grußformel verwendet wird, was dem Titel eine gewisse Milde verleiht. (BzL)
 
De Santis, Pablo
Pablo de Santis (Buenos Aires, 1963), ist Autor von Romanen, Drehbüchern, Kinderbüchern, Essays und Comics.
 
De Santis, Pablo: Die Fakultät
Roman. Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke. [M. e. Interview m. d. Autor]
Zürich: Unionsverlag, 2002. 222 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Filosofía y letras. Barceloa 1998.
3-293-00296-X
Sie sind in Mode, diese Romane, deren Handlung in der Universitätswelt spielt. Intrigen zwischen Kollegen, verschwundene Manuskripte, nicht wieder auffindbare Editionen, Hass und Neid, ja sogar Mord bevölkern die Flure der fiktionalen Fakultäten. Das geschriebene Wort gilt als kostbares Gut, dessen Besitz alle Mittel heiligt und alle Verbrechen harmlos erscheinen läßt. Das Phantom von Borges in verlassenen Regalen, wo sich Bücher und Staub gleichermaßen stapeln, und von Kafka im Labyrinth des Schlosses vereinigt sich diesmal in der literarischen Szene von Buenos Aires. Die architektonische Inszenierung der alten Gebäude des Institutes für Nationale Literatur im Zentrum von Buenos Aires, in dem „... Gerüchten zufolge die Kellergänge bis zum Hafen führen ...“ (S. 172), ist ein Beispiel des Können von De Santis, der schon mit Die Übersetzung bewiesen hat, ein begnadeter Geschichtenerzähler zu sein. (BzL)
 
De Santis, Pablo: Die sechste Laterne
[Roman] Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke.
Zürich: Unionsverlag, 2009. UT metro 450. 182 S., kt. 4,50 €.
O: La sexta lámpera. Buenos Aires 2005.
978-3-293-20450-8
Pablo de Santis behandelt Literatur als Räume und versucht mit seinen Texten Konstruktionen zu schaffen, die genauso irreal wie bewohnt sind. Gebäude und Zeilen: Beide erleuchten und verbergen, definieren und werfen Schatten. In diesem Roman von De Santis ist die Architektur der Protagonist, aber nicht als solche, sondern als Entwurf, als Zeichen auf dem Papier: Architektur als Projekt der Utopie und eine Reflexion über das Bauen. Der Autor ist nicht allein: Alle Kulturen und Zeiten haben sich mit dem Errichten von Parzellen des Wohnen beschäftigt, es gibt Pläne, Zeichnungen, Photos, Mythen und Erzählungen. Vom Mythos des Turmes von Babel wie von den Entwürfen von Gaudi für ein Gebäude in New York blieben nicht das Werk, höchstens der Entwurf. Das der Held dieses Romanes, der Architekt Balestri, sein Meisterwerk in New York plant, läßt nach dem Attentat, das die Landschaft dieser Stadt verändert hat, eine neue Plattform für Gedanken über die Rolle des Bauens entstehen. Der Leser wird nicht enttäuscht: die an den Kriminalroman grenzenden Züge der Literatur De Santis und seine anspruchsvolle Erzählweise verheißen eine interessante Lektüre. (BzL)
 
De Santis, Pablo: Das Rätsel von Paris
Roman. Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke.
Zürich: Unionsverlag, 2010. 315 S., geb., SU. DEA. 7,50 €.
O: El enigma de Paris. Barcelona 2007.
978-3-293-00413-9
Ort und Handlung hat De Santis diesmal in das Paris am Ende des 19. Jahrhunderts gelegt. Kurz vor der Eröffnung der Weltausstellung und Fertigstellung des Eiffelturms im Jahre 1889 treffen sich die berühmtesten Detektive in der französischen Metropole. Auch sie sind eingeladen, ihre „Arbeitswerkzeuge“ zu präsentieren. Und da in diesem Club der Zwölf der argentinische Mitgründer Craig fehlt, wird sein Assistent Sigmundo Salvatrio gnädig in den erlauchten Kreis aufgenommen und wird fortan etwas abschätzig „der Argentinier“ gerufen. Und obwohl der Roman reich ist an Geschichten, Anekdoten und Theorien über die richtige Ermittlungsmethoden, sowie die Natur des Rätsels und in der Versammlung der eitlen Detektive einer den anderen mit der Schilderung seiner Erfolge zu übertreffen sucht (und De Santis daraus ein vergnügliches nie ernst zu nehmendes Spiel macht), gibt es schließlich doch die obligatorische Mordgeschichte. Und wer löst den Fall wie ein Meisterdetektiv: natürlich unser Assistent Sigmundo Salvatrio. (BzL)
 
De Santis, Pablo: Die Übersetzung
Roman. Aus dem Spanischen von Gisbert Haefs.
Zürich: Unionsverlag, 2000. 156 S., geb., OU., DEA. 7,00 €.
O: La traducción. 1998.
3-293-00272-2
Ein Übersetzer versucht, die verstreuten Stücke eines Leuchtturmes aus Keramik zusammenzusetzen. Mit dieser Metapher der mühsamen Arbeit eines Übersetzers beginnt der Roman. Die Scherben lassen sich aber nicht alle zuordnen, und breite Risse werden bezeugen, dass dieser Leuchtturm kein Licht mehr aussenden wird. Um das Unsagbare verständlich zu machen, müssen Alternativen gefunden und neue Wege beschritten werden, und man muß lernen, auf Sicherheiten und Gewohnheiten zu verzichten. Es ereignen sich einige Morde, aber ist dieses Buch deshalb ein Krimi? ... Gisbert Haefs gelingt die Übersetzung einer strengen, fast mathematisch konstruierten Prosa und verleiht der deutschen Übersetzung die Patina eines zeitlosen Romans, die auch das Original besitzt. (BzL)
 
De Santis, Pablo: Voltaires Kalligraph
Roman. Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke. Nachwort von Thomas Wörtche.
Zürich: Unionsverlag, 2004. 185 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: El calígrafo de Voltaire. Barcelona 2001.
3-293-00328-1
Auch wenn die novela gótica im der Kontext der argentinischen Literatur weniger bekannt ist: Dieses Genre blühte, genau so wie in Europa, in der Wende zum 20. Jahrhundert und hat bekannte Autoren fasziniert. Neben den Unruhen, die die Hinrichtung von Jean Calas in Toulouse im Jahre 1761 hervorruft (damals ein wahrer Justizskandal), beschreibt De Santis eine Welt voller Automaten, lebender Toter und andere Schauergeschichten. Bei De Santis, von den wir schon die beiden Romane Die „Übersetzung“ und „Die Fakultät“ kennen, kreuzen sich in diesem Roman die literarischen Motive Umberco Ecos mit der raffinierten Prosa von Bioy Casares. De Santis ist sowohl ein sehr guter Erzähler, wie auch ein sehr guter Leser, und so ergibt sich eine spannende Geschichte mit Spuren aus fremden Romanen. Und die Mischung stimmt! (BzL)
 
Diez, Rolo
Rolo Diez wurde 1940 in Junín in Argentinien geboren. Er studierte Jura, Psychologie und Filmwesen. Von 1968 bis 1977 arbeitete er im Widerstand gegen die Regierung und Militärdiktatur. Er wurde gefoltert und zum Tode verurteilt; ab 1977 war er in mehreren Ländern im Exil. Seit 1980 lebt er in Mexiko.
 
Diez, Rolo: Wüstenstaub
[Roman] Aus dem Spanischen übersetzt von Horst Rosenberger.
Heilbronn: Distel Literaturverlag, 2007. Serie noire. TB 1032. 262 S., kt., 5,00 €.
O: La vida que me doy. 2001.
978-3-923208-80-7
Carlos Hernández, Polizist und Macho mit Zweitfrau, erhält den Auftrag, die Leiche der in Mexiko-Stadt ermordeten Carmina Pérez Sánchez nach Tijuana zu überführen. Außerdem wurde auch noch die Frau des Abgeordneten Malacara gräßlich verstümmelt aufgefunden. In diesem dritten übersetzten Kriminalroman (nach „Der Tequila-Effekt“ von 2003 und „Hurensöhne“ von 2005) wird der Ermittler Hernández auf eine harte Probe gestellt. Wieder ein spannender Krimi mit den bewährten Versatzstücken: einsamer zynischer Ermittler gegen skrupellose Drogendealer, korrupte Polizei und Politiker. (BzL)
 
Domínguez, Carlos María
Carlos María Domínguez wurde 1955 in Buenos Aires geboren. Er ist Journalist, Literaturkritiker, Schriftsteller und lebt in Montevideo.
 
Domínguez, Carlos María: Die blinde Küste
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Berlin: Suhrkamp, 2010. 137 S., geb., SU. DEA. 7,50 €
O: La costa ciega. Buenoss Aires 2009.
978-3-518-42181-9
Die Geschichte wird von einem namenlosen Erzähler in einer einsamen Raststätte berichtet. Hauptperson ist Arturo Balz, der eines Tages die junge Tramperin Camboya in seinem Auto mitnimmt. Noch wissen die Beiden nicht, daß ihre Vergangenheit miteinander verknüpft ist. In einer der verlassenen Hütten am Strand treffen sie sich wieder und erzählen sich ihre Geschichte(n). Camboya, die eigentlich Cecilia heißt, hat ihren Namen gewechselt, weil sie den moralischen Druck ihrer Familie nicht mehr aushielt, die ihr ständig das zum Mythos gewordene Vorbild ihrer Tante Cecilia vorhielt, die am Widerstand gegen die Militärdiktatur teilnahm und seitdem verschwunden ist. Ganz allmählich wird klar, daß die Cecilia, von der Arturo in seinen Geschichten berichtet, identisch ist mit der Tante Camboyas. Arturo hat das Verschwinden seiner Freundin nie verwunden und schöpft wieder Hoffnung, als er sich in die Adoptivtochter seines Arbeitgebers verliebt ...
Domínguez versteht es, die vielen Episoden und die darin auftretenden Personen in vielen Rückblenden und Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Allerdings ist der Bericht so kunstvoll verschachteln, daß der Leser ständig in Gefahr ist, den Faden zu verlieren. Mitunter helfen ihm nur die den Erzählfluß unterbrechenden, ungeduldigem Nachfragen oder eingestreuten Vermutungen der Wirtin Ema in der Raststätte wieder auf die richtige Ebene zurück. Zu komplex sind auch die historischen Hintergründe in Argentinien und Uruguay mit ihren zeitlich fast parallel stattfindenden Militärdiktaturen, die die Protagonisten zwangen, auf der Flucht vor den jeweils herrschenden Militärs ständig die Grenzen zu wechselten.
Ein Roman, der eine hohe Aufmerksamkeit vom Leser verlangt, viele Fragen aufwirft und eigentlich mit einem einmaligen Lesen nicht „ausgelesen“ ist. (BzL)
 
Dujovne Ortiz, Alica
Geboren in Buenos Aires, lebt die Autorin heute in Paris. Autorin von Lyrik, Prosa und Biographien (u. a. die auch in deutsch erschienene Biographie von Eva Perón).
 
Dujovne Ortiz, Alica: Die tangofarbene Frau
Roman. Aus dem Spanischen von Petra Strien-Bourmer.
Berlin: Rütten & Loening, 1999. 255 S., geb., OU., DEA. 8,00 €.
O: Mireya. Buenos Aires 1998.
Alicia Dujovne Ortiz erzählt unter Rückgriff auf einen sehr naturalistischen Stil eine auf diversen realen Tatsachen basierende Geschichte: im ersten Teil des Romans steht die Beziehung des Malers Toulouse-Lautrec mit einer ihm Modell stehenden Prostituierten eines Pariser Bordells im Vordergrund. Im zweiten Teil wird ihr Leben als Immigrantin in Buenos Aires beschrieben. Die verwendeten Daten reichen nicht aus, um das Werk in einen historischen Roman zu verwandeln, ebenso wenig reichen die teilweise minutiösen Beschreibungen aus, um es als erotische Literatur zu klassifizieren. Eher schon handelt es sich um einen Bildungsroman in Form eines Übergangsritus von einem Kontinent zum anderen, bei dem die Hauptfigur Mireille Paris verläßt, um ihr Glück auf der anderen Seite des Ozeans zu probieren. Oder vielleicht auch nur, um dem berühmten Tango von Gardel einen Namen zu geben. (BzL)
 
Feinmann, José Pablo
Geboren 1943 in Buenos Aires. Schriftsteller und Journalist; schreibt Romane, Drehbücher und Essays.
 
Feinmann, José Pablo: Das Verbrechen des van Gogh
[Roman] Aus dem Spanischen von Thomas Brovot und Christian Hansen.
München: Antje Kunstmann, 2001. 286 S., geb., OU. DEA. 7,50 €.
O: Los crimenes de van Gogh. 1994.
3-88897-277-9
Wenn man den Namen José Pablo Feinmann liest, erwartet man einen köstlichen Roman wie Die unmögliche Leiche oder einen seiner klugen Essays, die der argentinische Leser kennt.
Man ist von diesem Autor als Leser verwöhnt, doch nun dieses literarische Verbrechen: ein Kinofreak, ein Vamp, ein Inspektor á la Colombo, eine unangenehme Greisin (in der Art von Schmeiß Mama aus dem Zug), viel Blut, ein paar abgeschnittene Ohren (Blue Velvet), und eine unendliche Liste von Referenzen an Kinofilme, Schauspieler, Moderatoren und Models. All diese Elemente allein sind aber unzureichend, um eine Parodie der Massenmedien zu schreiben, wenn Feinmann dies denn überhaupt beabsichtigt hat. Die Übersetzer geben sich alle Mühe die Verwirrung zahlreicher Allusionen an populären Figuren des argentinischen show business unter Kontrolle zu halten. Der deutsche Leser wird dafür dankbar sein ... (BzL)
 
Gallardo, Sara
Sara Gallardo wurde am 23.12.1931 in Buenos Aires geboren. Sie war Journalistin und verfasste fünf Romane, einen Band mit Erzählungen und einige Kinderbücher.
Außer dem kurzen Roman Enero erschienen in deutscher Übersetzung noch drei Erzählungen und ein Essay. 2001 nahm Ricardo Piglia Gallardos Roman Eisejuaz, der jüngst in deutscher Übersetzung erschien, in seine Bibliothek der wichtigsten argentinischen Bücher des 20. Jahrhunderts auf.
Sara Gallardo starb am 14.6.1988 in Buenos Aires.
 
Gallardo, Sara: Die Hochzeit der anderen
Roman. Aus dem Spanischen von Herbert Koch.
Mit Illustrationen von Werner Klemke.
Berlin: Volk und Welt, 1962. 149 S., Ln., OU., DEA. 7,00 €.
O: Enero. Buenos Aires 1958.
Der erste Roman der Autorin behandelt das Schicksal und die zerstörten Liebesträume einer 16jährigen Landarbeiterin. Er erhielt den Preis der Argentinischen Gesellschaft der Schriftsteller.
Der Verlag schrieb damals: „Die realistische Nüchternheit und die herbe Sprache dieser Erzählung sind Ausdruck einer ‚Neuen Welle’ in der südamerikanischen Literatur, zu deren kräftigesten Talenten Sara Gallardo gehört.“
 
Gallucci, Rubén
 
Gallucci, Rubén: Morgen ist ein anderer Tag
Roman aus Argentinien. Ins Deutsche übertragen von Christine Gallucci.
Bremen: Ed. Con, 1985. 140 S., kt., DEA, 6,00 €.
O: Mañana sera otro día.
3-88526-145-6
Dieser, im spanischen Exil verfaßte Bericht, eigentlich kein Roman, versucht die Leiden der Hauptperson und deren Mitgefangenen während einer halbjährigen Haft in argentinischen Folterzentren zu schildern.
 
Gálvez, Manuel
18.7.1882 Paraná/Entre Rios – 14.11.1962 Buenos Aires. Rechtsanwalt, Schulinspektor. Populärer gesellschaftskritischer Romanautor, der, so D. Reichardt, „über einen biederen Naturalismus“ nicht hinauskommt.
 
Gálvez, Manuel: Karawane der Sünder
Roman. Aus dem Argentinischen übersetzt von Ernst Bluth.
Illustrationen von Johannes Hohmann.
Düsseldorf: Bastion-Verlag, 1951. 168 S., Ln., DEA. 9,50 €.
O: Miércoles Santo [1930]
In dem Roman führt die seelische Erschütterung im Anschluß an einen datesken Aufmarsch beichtender Sünder zum Tod des Priesters. (D. Reichardt)
 
Gálvez, Manuel: Nacha Regúles
Argentinischer Roman. Berechtige Übersetzung aus dem Span. von Albert Haas.
Berlin: Pae¬tel und Editora Internacional 1922. Südamerika und Spanien in Roman und Novelle. 1.-5. Tsd. 241 S., geb., Ln., DEA, 12,00 €.
O: Nacha regúles. Buenos Aires 1919.
Die Protagonistin des Romans wird von einem edelmütigen Liebehaber aus der Prostitution erlöst, in die sie durch die sozialen Verhältnisse in Buenos Aires, dem „modernen Karthago“, geraten ist. (D. Reichardt)
 
Garland, Inés
Inés Garland wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Sie ist Journalistin, Übersetzerin und Drehbuchautorin und arbeitete mehrere Jahre für die argentinische Zeitung Clarín. Außer dem hier vorliegenden Jugendroman hat sie bisher zwei Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht, die in Argentinien auf Anhieb mehrere Auszeichnungen gewannen.
 
Garland, Inés: Wie ein unsichtbares Band
[KJB] Aus dem argentinischen Spanisch von Ilse Layer.
Frankfurt a. M.: S. Fischer Verlag, 20132. 248 S., HC, 8,00 €.
O: Piedra, papel o tijera. Buenos Aires 2009.
978-3-596-85489-9
Die wohlbehütete Alma wächst im Argentinien der 1970er Jahre als Tochter wohlhabender Eltern auf und genießt die Privilegien der begüterten Oberschicht. Ihre beste und einzige Freundin ist Carmen, die gleichaltrige Tochter einer Arbeiterfamilie, die auf dem Nachbargrundstück ihres Wochenendhauses lebt. Je älter Alma wird, desto schwieriger gestaltet sich die Beziehung zu Carmen und deren Bruder Marito, in den sich Alma verliebt, und die unüberwindbar scheinenden Klassenunterschiede zwischen den Freunden bewirken schließlich deren Entfremdung. Almas Freude über eine spätere Wiederbegegnung währt nur kurz, denn die Geschwister haben sich dem Widerstand gegen die Militärdiktatur angeschlossen und werden kurz darauf ermordet.
Die Autorin erzählt eine bewegende Geschichte von Freundschaft und Liebe durch die Augen der naiven 17-jährigen Alma, die, von allem abgeschirmt, nur langsam zu verstehen beginnt, was um sie herum geschehen ist. Erst im Epilog wird dies ganz deutlich als Alma dreißig Jahre später dem verloren geglaubten Sohn der ermordeten Freundin Carmen begegnet. (BzL)
 
Giardinelli, Mempo
Geboren am 2.8.1947 in Resistencia; Jurastudium, von 1976 bis 1984 im mexikanischen Exil.
 
Giardinelli, Mempo: Leb wohl, Mariano, leb wohl
Exemplarische Lebensläufe. Aus dem argentiinischen Spanisch von Curt Meyer-Clason.
München: Piper, 1987. 180 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Vidas ejemplares. Hanover/New Hampshire. 1982.
3-492-03012-2
Spannend erzählte und meist mit überraschenden Höhepunkten endende kurze Erzählungen, Lebensläufe von Außenseitern und Gescheiterten.
 
Giardinelli, Mempo: Heißer Mond
Roman. Aus dem argentiinischen Spanisch von Curt Meyer-Clason.
München: Piper 1986. 130 S., geb., OU., DEA, 7,50 €.
O: Luna caliente. Buenos Aires 1984.
3-492-03002-5
Erzählt wird die Geschichte einer Obsession. Ramiro verfällt den Reizen der Tochter seines Freundes, einer 13jährigen Kindfrau und bringt sie (scheinbar?) brutal um. Männerphantasie oder entlarvende Beschreibung des Machismo? Für Ingrid Heinrich-Johst (FAZ, 18.9.86) entpuppt sich in dem Roman der Macho als "armes Würstchen". Ruth Fühner (FR, 8.11.86) nimmt es Giardinelli übel, "daß er das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau zu 'sinnlich-übersinnlichem` hochstilisiert und in dieser verquasten existentialistischen Überhöhung die Gewalt perpetuiert, statt über ihre Beseitigung nachzudenken." (BzL)
 
Giardinelli, Mempo: Die Revolution auf dem Fahrrad
Roman. Aus dem argentiinischen Spanisch von Willi Zurbrüggen.
München: Piper, 1988. 314 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O : La revolución en bicicleta. Buenos Aires 1984.
3-492-03151-X
Dies ist die Geschichte des alten Don Gaite, einem alten Revolutionär aus Paraguay, der heute auf "der falschen Seite des Flusses", nämlich in einem argentinischen Grenzstädtchen, die Geschichte seines Lebens erzählt. Und der auch heute noch mit seinem Fahrrad in die Provinzhauptstadt fährt, um auf Nachrichten über das bevorstehende Losschlagen zum Sturz des Diktators zu warten. (BzL)
 
Giardinelli, Mempo: Wie einsam sind die Toten
Roman. Aus dem argentiinischen Spanisch von Willi Zurbrüggen.
München: Piper, 1990. 227 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Que solos se quedan los muertos. Buenos Aired 1985.
3-492-03324-5
Flüssig geschriebener und spannender Kriminalroman, der in einem mexikanischen Pro¬vinznest spielt und in dem Giardinelli das Genre des Krimis benutzt, um seinen Zorn auf die durch und durch korrupte und ma¬rode Gesellschaft loszuwerden. (BzL)
 
Gorodischer, Angélica
Angélica Beatriz Arcal de Gorodischer wurde am 28.7.1928 in Buenos Aires geboren. Studierte Literatur und arbeitete als Bibliothekarin. Schrieb nebenbei ihre ersten Geschichten. Veröffentlichte mehrere Bände mit Erzählungen und einige Romane.
 
Gorodischer, Angélica: Eine Vase aus Alabaster
Roman. Aus dem argentiinischen Spanisch von Marion Kappel.
Berlin: Orlando Frauenverlag, 1992. 208 S., geb., OU., DEA. 8,50 €.
O: Floreros de alabastro. Buenos Aires 1983.
3-922166-89-X
Protagonistin dieses merkwürdigen Abenteuers ist eine 60jährige Frau aus Argentinien, die plötzlich den geheimnisvollen Auftrag erhält, das Leben eines Ölmagnaten in Mexiko auszukundschaften. Die Ich-Erzählerin, vom Stichwort Mexiko sofort fasziniert, nimmt den Auftrag an und verläßt Argentinien und ihre Töchter. Die Ereignisse überstürzen sich und die turbulente Geschichte wird mehr und mehr zu einer Spionage- und Kriminalgroteske, um schließlich als Liebesgeschichte zu enden. Eigentlich aber, so berichtet die Autorin, versuchte sie in ihrem Roman, dessen vollständiger und viel schönerer Titel "Blumenvasen aus Alabaster und Teppiche aus Buchara" lautet, die Erinnerung zurückgewinnen an die "sommerlichen Siestas, während derer Kusinen, Tanten ersten und zweiten Grades, Freundinnen, Patentanten, Mütter, Großmütter und Großtanten sich im Patio in den Hängematten wiegten mit Fächern aus Sandelholz und Federn, Kissen, bunten Tüchern, Witzen, Hohn und Spott, Boshaftigkeiten und Einfällen, lachten, sich stritten und dabei Familiengeschichten aus ihrer Sicht erzählten, weit entfernt von den Kanten und Ecken der Männerwelt." (BzL)
 
Goyanarte, Juan
10.1.1900 Madragón – 18.1.1967. Journalist, früh mit seiner Familie eingewandert, Verfasser einiger fesselnd erzählter Romane.
 
Goyanarte, Juan: Pampero, Sturm und Schicksal
Roman. Aus dem Spanischen übertragen von Hans Maria Thonet.
Frankfurt a. M., Wien: Forum Verlag [1955]. 275 S., Ln., OU., DEA. 7,50 €.
O: La quemazón. 1953.
Thema des Romans ist das Schicksal der eingewanderten Siedler bei der landwirtschaftlichen Kultivierung des neu erschlossenen Landes.
 
Güiraldes, Ricardo
Geboren am 13.2.1886 in Buenos Aires, gestorben am 8.10.1927 in Paris. Studium der Architektur, Jura und Sozialwissenschaften. Reisen nach Frankreich, Indien und Japan. Autor von Lyrik und Prosa.
 
Güiraldes, Ricardo: Das Buch vom Gaucho Sombra
Autorisierte Übertragung von Hedwig Ollerich.
Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag, 1998. TB 6033. Aufbau Bibliothek. 236 S., kt., 7,50 €.
O: Don Segundo Sombra. 
3.7466-6033-5
Fabio ist ein Straßenjunge, der irgendwann beschließt, aus seinem jetzigen Leben auszubrechen, um mit anständiger Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mit 16 Jahren schließt er sich dem berühmten Gaucho Segundo Sombra an, der ihm in fünf Jahren alles beibringt, was man in diesem Beruf wissen muß. In drei Rückblenden werden Kindheit und Jugend des Fabio Cáceres erzählt. Ein breites Panorama vom Landleben der damaligen Zeit (der Roman erschien 1926, die vorliegende deutsche Übersetzung erstmals 1934) wird vor den Leser/-innen ausgebreitet. Ein sentimentales, nicht zuletzt wegen seiner stilistischen und kompositorischen Kunst immer noch lesenswertes Buch über eine damals schon vergangene Zeit. (BzL)
 
Iparraguirre, Sylvia
Geboren 1947. Prosaautorin. Lebt in Buenos Aires.
 
Iparraguirre, Sylvia: Land der Feuer
Roman. Aus dem Spanischen von Enno Petermann.
Berlin: Alexander Fest Verlag, 1999. 257 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: La tierra del fuego. Buenos Aires 1998.
3-8286-0093-X
(Ausgabe für den Anderen Literatur Club)
Der Versuch einer Biographie über einen Grenzgänger: Der in Feuerland geborene Jemmy Button wird als eines jener Musterbeispiele des „Edlen Wilden“ nach England gebracht, von dessen Zivilisierung insbesondere die Europäer angetan waren. Die Geschehnisse datieren auf das Jahr 1830. Der Roman, ein Reisetagebuch mit pikaresken Zügen, beschreibt sowohl das Aufeinandertreffen zweier Kulturen als auch die Zwischen- und Leerräume und ein (kulturelles) Niemandsland. Nach Beendigung des Aufenthaltes in Europa kehrt Jemmy Button in die Region seiner Geburt „mit Zylinder, Gehrock und Handschuhen bekleidet“ zurück, um die Geschichte der Entfremdung zu wiederholen ... (BzL)
 
Kamenszain, Tamara
Tamara Kamenszain wurde am 9.2.1947 Buenos Aires geboren. Sie studierte Philosophie und ist Autorin von Lyrik und Prosa. Nach mehreren Jahren im Exil in Mexiko kehrte sie 1984 wieder nach Argentinien zurück.
 
Kamenszain, Tamara: Perdidos en familia / Fremd in der Familie
Poemas / Gedichte. Ausgewählt, eingeführt und übersetzt von Petra Strien.
Mit einem Nachwort-Essay von Enrique Foffani.
Zürich: teamart, 2010. 155 S., englbr., DEA. 10,00 €.
Zwei Gedichte, mehr war bisher von Tamara Kamenszain in deutscher Sprache nicht übersetzt. Eine Auswahl aus ihren Gedichtbänden hat nun in der bewährten Form und schönen Ausstattung der Züricher Verlag teamart herausgebracht.
„Was ist ein Vater? / Ich träume immer, ihn noch zu haben. / Raunt mir keine Gebete ins Ohr, / denn ihr weckt mich. ...“ (aus: Kaddish). Der Titel der Anthologie deutet schon das Generalthema der Lyrik von Tamara Kamemszain an: Die Frage nach der Identität, die, wie Petra Strien in ihrem informativen Vorwort ausführlich darlegt, gerade in einem Land wie Argentinien mit seiner langen Einwanderertradition, ein komplexes Thema ist, das für Kamenszain als Frau und durch ihre jüdische Herkunft noch eine zusätzliche Dimension erfährt. Der Titel „Fremd in der Familie“ „verdichtet auf brillante Weise die ästhetischen und ethischen Themen ihrer Lyrik“ (Foffani). Auch die Titel der acht Lyrikbände (u.a. „Diesseits des Mittelmeers“, „Großfamilien“, „Das Ghetto“, „Single sucht Single“ und „Das Echo meiner Mutter“) aus den Jahren 1973 bis 2010, aus denen die hier versammelten Gedichte stammen, weisen auf die immer wiederkehrende Frage hin: „Wer bin ich?“ „Wer ist jeder von uns?“ „Wer sind wir?“ (Borges). Enrique Foffanis begleitender Essay ist eine willkommene Hilfe bei der Lektüre dieser außergewöhnlichen Lyrik. (BzL)
 
Kociancich, Vlady
Geboren 1941 in Buenos Aires; Schülerin von J.L.Borges, Journalistin, Übersetzerin und Kritikerin, seit 1979 freie Schriftstellerin. In ihrem Roman "Letzte Vorstellungen", der vor dem Militärputsch bereits fertiggestellt war, skizziert sie schon hellsichtig die Leichtgläubigkeit, Korrumpierbarkeit und Ohnmacht der Intellektuellen, voll von leiser Ironie und spannend bis zur letzten Seite.
 
Kociancich, Vlady: Das Drehbuch
Roman. Übersetzt aus dem Spanisch-Argentinischen von Maria Bamberg.
Vorwort von Adolfo Bioy Casares.
Stuttgartt: Ed. Weitbrecht im Thienmanns Verlag, 1983. 309 S., geb., OU., DEA. 9,00 €.
O: La octava maravilla. 1982.
3-522-70080-5
Die realistische Erzählung, die von Liebe, Freundschaft, Verrat und unendlicher Suche handelt und in Buenos Aires, Berlin und Wien spielt, hat einen leichten Flügelschlag ins Phantastische. Der exzellent geschriebene und sorgfältig komponierte Roman ist das Erstlingswerk der Autorin. Adolfo Bioy Casares bezeichnet das Buch als die „außergewöhnlichste Entdeckung der letzten Jahre“. (Verlagsinfo)
 
Kociancich, Vlady: Letzte Vorstellungen
Roman. Übersetzt aus dem spanischen Argentinisch von Maria und Paul Hans Bamberg.
Stuttgartt: Ed. Weitbrecht im Thienmanns Verlag, 1985. 272 S., Ln., OU., DEA. 7,00 €.
O : Ultimos días de Willima Shakespeare. 1984.
Ein südamerikanisches Land ist von der ausländischen Presse in seiner Ehre als Kulturnation verletzt worden. Santiago Bonday, der preisgekrönte Schriftsteller, wird mit der Untersuchung dieser Angelegenheit betraut. Wie behauptet wurde, kennt niemand in der Hauptstadt das berühmte Nationaltheater. Bonday findet den barocken Palais schließlich nach der Beschreibung der Zeitung hinter Reklametafeln und Lastwagen - verschlossen. Anhand der Briefe (die nie ankamen) und der Tagebuchaufzeichnungen seiner Freundin Renata, rekonstruiert Emilio Rauch, soeben von einem Urlaub zurückgekehrt, die Veränderungen im Land. In der Verzweiflung und Angst der Renata wird allmählich das Grauen sichtbar, das mehr und mehr um sich greift...Ein Buch, dem viele Leser zu wünschen sind. (BzL)
 
Kohan, Martín
Martín Kohan wurde 1967 in Buenos Aires geboren. Er studierte Literaturwissenschaft an der Universität von Buenos Aires, wo er heute als Hochschullehrer arbeitet. Er veröffentlichte mehrere Romane, Essay- und Erzählungsbände und arbeitete als Literaturkritiker. Übersetzt wurden bisher die von der Kritik einhellig gelobten Roman „Sekundenlang“ und „Zweimal Juni“.
 
Kohan, Martín: Sekundenlang
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2007. 267 S., geb., OU., DEA, 9,50 €.
O: Segundos afuera. Buenos Aires 2005.
978-3-518-41882-6
Im Jahr 1973 ruft eine Provinzzeitung anläßlich ihres 50-jähriges Bestehens zu einem Wettbewerb auf: Journalisten sollen über Ereignisse schreiben, die 1923 die Öffentlichkeit bewegt haben. Einer entscheidet sich für die Uraufführung der ersten Sinfonie von Mahler im Teatro Colón von Buenos Aires mit Richard Strauss als Dirigenten. Sein Kollege wird den legendären Kampf zwischen Jack Damsey und dem Argentinier Luis Angel Firpo wiedererzählen, einem Boxkampf, der mit einer umstrittenen Entscheidung des Schiedsrichters und der Niederlage Firpos endete. Die Empörung darüber war so groß, dass Stimmen laut wurden, die forderten, die diplomatischen Beziehung mit dem Vereinigten Staaten abzubrechen. Die Wahl des Subjektes konfrontiert den Leser einmal mehr mit dem ewigen Spagat in der Kultur Argentiniens zwischen Zivilisation und Barbarei. Martín Kohen knüpft an den Diskurs der Unvereinbarkeit von hoher und populärer Kultur an. Der Sport, seine Nähe zu den Medien, wird als Model der ungebildeten Schichten dargestellt, im Gegensatz zur Musik und ihren Kritikern, die das andere Ufer des sozialen Lebens präsentieren. Mit einer sehr an Cortázar erinnernden Thematik (Torito), aber einem Stil, der eher an Olvaldo Soriano oder Juan José Saer denken läßt, gelingt dem Autor ein solider Text. Dass mit einer Hotelleiche das Ganze noch ein Nuance eines Kriminalromanes gewinnt ist unwichtig, es ist die Auseinandersetzung mit den Antagonismen Argentiniens, die dieses Buch interessant machen. (BzL)
 
Kozameh, Alicia
Geboren 1953 in Rosario, Argentinien. Stud. Philosophie und Literatur. 1975-1978 von den Militär inhaftiert. 1980-1984 im Exil. Von 1984-1988 wieder in ihrer Heimat; lebt seitdem in Kalifornien.
 
Kozameh, Alicia: Schritte unter Wasser
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Erna Pfeiffer.
Wien: Milena, 1999. 178 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Pasos bajo el agua. Buenos Aires 1987.
3-85286-069-5
Der "Roman" ist der "Überlebensbericht" von Sara, dem alter ego der Autorin, die während der Militärjunta in Argentinien über drei Jahre im Gefängnis saß. Berichtet wird in Form von Tagebucheintragungen, Briefen, Dialogen und Erzählungen befreundeter Personen, vor allem von Frauen, die zum Teil das gleiche Schicksal wie Sara erlitten haben. Szenen aus dem Gefängnis, aus der von ständiger erneuter Verhaftung bedrohten Zeit und aus den Jahren des Exils ergeben ein eindringliches Bild des Militärterrors und der mannigfachen physischen und psychischen Zerstörungen, die bei den Überlebenden zurückgeblieben sind. Ein informatives Nachwort rundet das Buch ab. (BzL)
 
Laretta, Enrico
4.3.1875 Buenos Aires – 6.7.1961 Buenos Aires. Jurist, Botschafter in Spanien, lebte längere Zeit in Paris. Autor von Romanen, Theaterstücken und Lyrik.
 
Larreta, Enrico: Die Versuchungen des Don Ramiro
[Roman]. Die Übertragung besorgte Mario Spiro. [Mit einer Einführung von Josef Froberger.
Köln: J.P. Bachem, [1929]. 343 S., Ln., DEA, 15,00 €.
O: La gloria de don Ramiro. 1908.
Meisterwerk modernistischer Prosa, detailliert ausgestattete Episoden, dezent barockisierte Sprache. Der Roman spielt zur Zeit der Inquisition in Spanien. (D. Reichardt)
 
Larreta, Enrico: Don Ramiro
Ein Roman aus dem Spanien Philipps des Zweiten.
Übersetzung aus dem Spanischen von Mario Spiro. Nachwort von Eva Salomonski.
Zürich: Manesse, 1958. Bibl. der Weltliteratur. 487 S., geb., OU. 9,00 €.
O: La gloria de don Ramiro. 1908.
Meisterwerk modernistischer Prosa, detailliert ausgestattete Episoden, dezent barockisierte Sprache. Der Roman spielt zur Zeit der Inquisition in Spanien. (D. Reichardt)
 
Lascano Tegui, Vizconde de
Am 19.5.1887 in Concepción/Entre Rios als Emilio Lascano Tegui geboren, gestorben am 13.4.1966 in Buenos Aires. Schriftsteller, Journalist und politischer Beamter. Lebte zeitweise in Paris; über sein Leben und seine übrige schriftstellerische Tätigkeit ist nur wenig bekannt.
 
Lascano Tegui, Vizconde de: Familienalbum mit Bildnissen von Unbekannten
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Christian Hansen.
Mit einem Nachwort von Dietrich Lückhoff.
Wien, München: Paul Zsolnay, 2000. 181 S., geb., OU., DEA, 9,50 €.
O: Album de familia. Con retratos de desconocidos. Buenos Aires 1936
3-352-04970-3
Ein Zug auf der Strecke Boulogne-sur-Mer-Paris verunglückt und ein Versicherungsvertreter forscht zwanzig Jahre lang, um den Lebenswandel der Opfer als ein Zeichen für deren Unfalltod zu deuten. Die Katastrophe findet im Jahre 1900 statt, aber als er die Nachforschungen beendet und er seinen Abschlußbericht vorlegt, existiert das Versicherungsunternehmen bereits nicht mehr. Was bleibt, sind sechs Lebensläufe, erdichtete Familienchroniken. Kein Wunder: Der Autor hat auch seine eigene Biographie erfunden: er hieß nicht Lazcano Tegui, sondern vermutlich Lascanoteguy, war kein Vizconde, ist nicht in Frankreich, sondern 1887 in Argentinien geboren und dort (wiederum vermutlich) 1966 gestorben. (BzL)
 
Lopez, Fernando
Geboren am 30.6.1948 in San Francisco/Córdoba. Rechtsanwalt, schreibt Kurzgeschichten und Romane.
 
Lopez, Fernando: Die Jahre brennen noch
Roman. Aus dem Spanischen von Christa Grewe und Horst-Eckart Gross.
Köln: Pahl-Rugenstein, 1989. 232 S., br. 5,50 €.
O: Arde aún sobre los años. 1985.
3-7609-7021-4
Der Roman schildert den "alltäglichen Faschismus" in einer argentinischen Kleinstadt und vermag so mehr zu überzeugen, als die Schilderungen von Folter und Terror bei Galluci und Walsh. „Die politische Dimension des Buches zeigt sich nicht in Losungen, Phrasen oder Sprechblasen, sondern in der überzeugenden Darstellung des Alltags von Jugendlichen mit ihren Träumen und Wünschen, aber auch mit ihren Problemen, die einerseits persönlich und dennoch auch durch die gesellschaftliche Realität des Landes geprägt sind." (H.-E. Gross)
 
Lugones, Leopoldo
Leopoldo Argüello Lugones wurde am 13.6.1874 in Cordoba geboren und verstarb durch Selbstmord am 19.2.11938 in Buenos Aires. Er war Lehrer und Jour¬nalist und lebte zeitweise in Pa¬ris. Universell ge¬bildet, übersetzte er aus sie¬ben Sprachen. Lugones' phantastische Li¬teratur ist von E. A. Poe beein¬flußt, er selbst in¬spi¬rierte seine Lands¬leute Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casa¬res und Silvina Ocampo.
 
Lugones, Leopoldo: Die Augen der Pharaonin
Phantastische Erzählungen. Hrsg. und Nachwort von Hans-Jürgen Schmitt.
Aus dem Spanischen von Petra Strien-Bourmet, Arthur Wagner und Hans-Jürgen Schmitt.
Frankfurt a. M.: Büchergilde Gutenberg, 1996. 260 S., geb., 14,50 €.
3-7632-4411-5
Die Anthologie enthält neben den längst vergriffenen deutschsprachigen Sammlungen Die Salzsäule und Die Entdeckung des Umkreises 19 bisher noch nicht ins Deutsche übersetzte Erzählungen. Die Geschichten Lugones' stehen in der besten Tradition von E. T. A. Hoffmann und E. A. Poe. Mit ihnen begründete er die bis heute fruchtbare Tradition der phantastischen Literatur in Argentinien. (BzL)
 
Lugones, Leopoldo: Die Entdeckung des Umkreises
Phantastische Geschichten.
Ausgewählt und aus dem Spanischen übertragen (und Nachwort) von Hans-Jürgen Schmitt.
Frankfurt a. M.: Büchergilde Gutenberg, 1991. Gutenberg-Presse 6. 53 S., geb., SU. DEA. 30,00 €.
3-7632-3961-8
Auflage 805 num. Ex. (XXI-XXV + 101-900); (die Ex. I-XX + 1-100 erschienen im Reclam Verlag Lepzig).
Das vorliegende Ex. trägt die Nummer: 799
Wunderschöne, bibliophil ausgestattetes Bändchen mit sechs her¬vorragenden phantastischen Erzählungen in der besten Tra¬dition von E. T. A. Hoffmann und E. A. Poe. (BzL)
 
Lugones, Leopoldo: Die Salzsäule
Deutsche Übersetzung von Arthur Wagner. Mit einem Vorwort von Jorge Luis Borges, übersetzt von
Maria Bamberg.
Stuttgart: Edition Weit¬brecht, 1983. Die Bibliothek von Babel, Bd. 15. 101 S., englbr., DEA. 8,00 €.
O: La estatua de sol.
3-522-71150-5
Der Band mit Erzählungen enthält phantastische Geschichten, erstmals 1906 in Argentinien veröffentlicht, mit denen Lugones die bis heute fruchtbare Tradition der phantastischen Literatur in Argentinien begründete.
 
Lynch, Benito
25.7.1885 La Plata – 23.12.1931 La Plata. Zeitungsredakteur, mied das öffentliche Leben und verbrachte viele Jahre seines Lebens in völliger Einsamkeit. Schauplatz seiner Romane und Erzählungen ist die argentinische Pampa.
 
Lynch, Benito: Die Geier von la Florida
Roman. Einzig berechtigte Übertragung aus dem Spanischen von Hedwig Ollerich.
München: C. H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung, 1935. 281 S., Ln., DEA. 15,00 €.
O: Los caranchos de La Florida. Buenos Aires 1916.
In dem Roman stehen sich Vater und Sohn als Nebenbuhler umd ein Mädchen gegenüber. Die Erziehung, die der Sohn in Buenos Aires und Deutschland erfahren hat, erweist sich als dünner Firnis. Bald traktiert er seine Umwelt mit Fußtritten und erschlägt schießlich seinen Vater bevor er selbst Opfer einen beleidigten Knechts wird. (D. Reichardt)
 
Lynch, Benito: Die Geier von la Florida
Ein Gaucho-Roman aus Argentinien. Übersetzt von Hedwig Ollerich.
Für die Jugend bearbeitet und herausgegeben von Barbara Gehrts. Illustrationen von A. Luis Ströbl. München: Obpacher, 1960. Kid Weltliteratur. Eine Sammlung für die Jugend 38. Bd. 243 S., HLn., 7,50 €.
O: Los caranchos de La Florida. Buenos Aires 1916.
In dem Roman stehen sich Vater und Sohn als Nebenbuhler umd ein Mädchen gegenüber. Die Erziehung, die der Sohn in Buenos Aires und Deutschland erfahren hat, erweist sich als dünner Firnis. Bald traktiert er seine Umwelt mit Fußtritten und erschlägt schießlich seinen Vater bevor er selbst Opfer einen beleidigten Knechts wird. (D. Reichardt)
 
Magnus, Ariel
Ariel Magnus, geboren 1975 in Buenos Aires, hat deutsche Vorfahren, besuchte eine deutsche Schule und studierte in Deutschland. Er schrieb für verschiedene Medien in Lateinamerika u. a. auch für die taz in Berlin. Magnus lebt heute als Autor und Übersetzer in Buenos Aires.
 
Magnus, Ariel: Der Chinese auf dem Fahrrad
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Silke Kleemann.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2010. 251 S., geb., SU, DEA, 8,50 €.
O: Un chino en bicicleta.
978-3-462-04195-8
Ramiro ist Zeuge in einem Prozeß gegen Li, der für eine Reihe von Brandstiftungen verantwortlich gemacht wird. Der Täter, Fosforito, das Streichhölzchen genannt, flüchtet nach den Bränden regelmäßig auf seinem Fahrrad. Und so kommt es, daß der chinesische Fahrradfahrer Li in Verdacht gerät und angeklagt wird. Doch Li nimmt Ramiro als Geisel und entkommt in das Chinesenviertel von Buenos Aires. Nun ist Ramiro keine Geisel im klassischen Sinne, er kann sich fast frei bewegen und ist mit seiner Situation so zufrieden, daß er sich mit der ihn umgebenden Kultur anzufreunden beginnt, und sich schließlich in die Chinesin Yintai verliebt. Das hätte eine spannende Geschichte werden können, wenn der Autor den Roman nicht mit den Beobachtungen und Berichten aus dem Chinesenviertel zugeschüttet hätte, die mit dem Fortgang der Geschichte nicht das mindeste zu haben. Und radebrechende, l und r verwechselnde Chinesen ermüden und langweilen mit der Zeit. (BzL)
 
Mallea, Eduardo
14.8.1903 Bahia Blanca – 12.11.1982 Buenos Aires. Redakteur, Autor von Romanen und Erzählungen. Botschafter seines Landes bei der Unesco.
 
Mallea, Eduardo: Alles Gras verdorrt
Roman. Aus dem Spanischen von Liselott Reger.
München: Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, 1964. 218 S., Ln., DEA, 12,00 €.
O: Toto verdor perecerá. 1941.
Agata Cruz, Tochter eines aus der Schweiz eingewanderten Arztes, wächst ohne Mutter in Bahia Blanca, einer argentinischen Hafenstadt auf. Sie führte eine kinderlose und unglückliche Ehe und wird nach dem Tod ihres Mannes schließlich Opfer eines Abenteurers. Mallea erzählt dieses Frauenschicksal mit ener Art gnadenloser Leidenschaft. Der äußeren Lanschaft in ihrer spröden Großartigkeit entspricht die innere Landschaft des Menschen. „Ich weiß von keinem südamerikanischen Buch unserer Zeit [1941], das sich mit diesem Roman vergleichen kann.“ Stefan Zweig.
 
Martínez, Tomás Eloy
Geboren 1934 in Tucumán. Journalist, Chefredakteur. Lebte zeitweise im Exil in Venezuela. Autor div. Romane und Erzählungen.
 
Martínez, Tomás Eloy: Der Flug der Königin
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003. 281 S., geb., OU., DEA. 10,00 €.
O: El vuelo de la reina. Barcelona 2002.
3-518-41474-7
Der Roman handelt vom Verfall der regierenden Kaste eines Landes, das sein Gesicht schon nicht mehr im Spiegel sehen mag und nun mit unzähligen plastischen Operationen seinen eigenes Bild neu zu zeichnen versucht. Das Land aber läßt nicht retuschieren, denn hier arbeitet Camargo, der Anti-Held, Chefredakteur der größten Tageszeitung. Er versucht dem Übel einen Namen zu geben, die Anonymität zu taufen und das Versteckte aufzudecken. Was diesen Text einzigartig macht ist die Souveränität mit dem Eloy Martínez die Figuren zeichnet. Camargo, der mächtige Mann, der nicht mal einen Ansatz von Korruption duldet, der immerhin an ein utopisches Argentinien glaubt, ist fähig das abscheulichste Verbrechen zu begehen. Und gerade er verliebt sich in eine junge Journalistin mit dem gar nicht unschuldigen Nachnamen „Remis“, der Name eines populären Taxis, das vielen arbeitslosen Argentiniern im krisengeschüttelten Buenos Aires einen Broterwerb bietet. Aber von Eloy Martínez erwarten wir mehr als eine banale Liebesgeschichte. Die junge Frau trägt den Vornamen Reina (Königin) und wir befinden uns in einer von festen Regeln geprägten Kolonie mit Arbeitern, Soldaten; ein menschlicher Bienenkorb, in dem das Leben fremdbestimmt ist. Camargo vergißt das. Seine Welt sind die Larven, die Läuse, Würmer, Blutsauger, Parasiten und Schädlinge aller Art. Er vergißt auch, daß die Königin kein Schmetterling ist, den man mit einer Nadel durchstochen in einem Glaskasten aufbewahrt. Er vergißt, daß ihm der Honig des Bienenkorbs verwehrt bleibt, da sein Nach- und Vorname Camargo (etwa: so bitter) ist, und teuer bezahlt er die Irreverenz, die Königin kontrollieren zu wollen. Ein Roman also, voll mit Metaphern, mit parallelen Welten, mit Referenzen an Kino, Musik und Literatur, ein Register und Anklage der Menem-Ära, erzählt mit der gewaltigen und schönen Prosa von Eloy Martínez. Und er ist kein Einzelkind: die Thematik der Macht, unter peronistischen Joch begleitet seine Werke seit Jahrzehnten. Material hat er ja, die argentinische Politik liefert ihm ununterbrochen neue Motive. (BzL)
 
Martínez, Tomás Eloy: Der General findet keine Ruhe
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwarz.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1999. 473 S., geb., OU. DEA. 12,00 €.
O: La novela de Perón. 1985.
3-518-41049-0
Als der Roman 1985 in Argentinien erschien, verursachte er eine nicht geringe Aufregung. Als Biographie Peróns verstanden, wurden die fiktionalen Passagen, die kunstvoll mit den realen Ereignissen verknüpft sind, als sensationelle neue Dokumente aus dem Leben des verstorbenen Präsidenten gewertet (Martínez hatte viele Interviews mit Perón geführt, als dieser sich noch in seinem Madrider Exil aufhielt). Den äußeren Rahmen des Romans bildet der Flug Peróns am 20. Juni 1973 aus dem Exil nach Buenos Aires. Aber statt der Masse der Hemdlosen, wie zur Zeit seiner ersten Präsidentschaft, erwarten ihn unterschiedliche politische Gruppierungen, die sich alle auf ihn berufen und sich gleichzeitig bis auf den Tod bekämpfen. Martínez zeichnet in seinem Roman, der u. a. lange Interviews mit Perón enthält, ein beklemmendes Porträt jener Zeit und der handelnden Personen. (BzL)
 
Martínez, Tomás Eloy: Santa Evita
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwarz.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 19974. 431 S., geb., SU, 9,50 €.
O: Santa Evita. Buenos Aires 1993.
3-518-40843-7
Eva Ibaguren, geboren 1919, war das fünfte Kind einer unverheirateten Mutter und lernte ihren Vater nie kennen. Sie kam nach Buenos Aires mit dem festen Vorsatz, Sängerin und Schauspielerin zu werden und nahm den Künstlernamen Eva Duarte an. Als Geliebte und spätere Frau von Juan Perón wurde sie zu einer charismatischen Persönlichkeit, die besonders nach ihrem frühen Tod ein Maß an Verehrung annahm, das sie fast zu einer Heiligen machte. Ihr Leib wurde einbalsamiert, versteckt, gejagt, ging auf eine makabre Wanderschaft und wurde zum Objekt unglaublicher Intrigen und Obsessionen. Davon handelt der Roman. Martínez hat die abstruse Geschichte genau recherchiert und aus den unglaublichen Tatsachen eine spannende Politsatire gemacht, die, so Vargas Llosa, entweder verboten gehört oder unverzüglich gelesen werden muß. (BzL)
 
Martínez, Tomás Eloy: Der Tangosänger
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2005. 236 S., geb., SU, DEA. 9,00 €.
O: El cantor de tango. Barcelona 2004.
3-518-41695-2
Im Grunde genommen spielt es in diesem neuen Roman von Eloy Martínez keine Rolle, ob Tangofiguren seine Seiten bevölkern oder nicht, ob es der Leser mit Klischees zu tun hat oder ein neuer Blick auf den argentinischen Kulturexportschlager geworfen wird. „Der Tangosänger“ ist ein wunderbarer literarischer Stadtplan von Buenos Aires, in dem der aufmerksame virtuelle Besucher über Zitate, Portraits oder Hommages an die argentinischen Literaturgeschichte auf jeder Seite stolpern wird. Eloy Martinez gelingt es zweifellos, ein persönliches Buch zu schreiben. (BzL)
 
Martínez Estrada, Ezequiel
Geboren am 14.9.1895 in San José de la Esquina/Santa Fe, gestorben am 3.11.1964 in Bahía Blanca. War Postangestellter. Die Dozentur für Literatur legte er aus Protest gegen das Perón-Regime nieder. Lebte zeitweise in Mexiko und Havanna. Lyriker, Essayist und Prosaschriftsteller; sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
 
Martínez Estrada, Ezequiel: Das Buch, das verschwand
Erzählung. Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen.
Frankfurt a. M.: S. Fi¬scher Verlag, 1996. Fischer Bibliothek. 75 S., Pb., DEA. 6,50 €.
O: Marta Riquelme. Buenos Aires 1956.
3-10-017006-7
Die kleine tragikomische Erzählung des bei uns noch unbekannten Autors (von ihm sind bisher lediglich drei Gedichte übersetzt) ist das Vorwort zu dem Buch, das verschwand. Der Herausgeber, vielleicht nicht ganz unschuldig am Verlust des Manuskripts, versucht nun in Kenntnis der Memoiren von Marta Riquelme, den Inhalt in eben jenem Vorwort zu rekonstruieren. Diese Rekonstruktion ist gleichzeitig eine Ehrenrettung für das Leben der Protagonistin und den offensichtlich völlig mißlungenen Text. Ein wenig erinnert die Geschichte an Borges Rezensionen von nicht existierenden Büchern und ist ein köstlicher Lesespaß. (BzL)
 
Martini, Juan Carlos
1944 in Rosario/Santa Fé geboren. Nach neun Jahren Aufenthalt in Barcelona lebt der Journalist und Schriftsteller heute wieder in Buenos Aires.
 
Martini, Juan Carlos: Perseus fliegt
Roman. Deutsch von Heidrun Adler.
Reinbek: Rowohlt, 1990. 157 S., geb., DEA. 7,00 €.
O: El fantasma imperfecto. Buenos Aires 1986.
3-498-94321-8
Der Protagonist des Romans, Juan Minelli, wartet in einem Flughafengebäude auf den Flug in seine Heimatstadt Buenos Aires, in die er nach Jahren des Exils zurückkehren will. Die Geschehnisse während der siebenstündigen Wartezeit verwirren Minelli, verwischen Phantasie und Wirklichkeit und verwickeln ihn schließlich noch in einen Mordfall, der seine Rückkehr infrage stellt. Ein beklemmender Roman, der die Unsicherheiten und Ängste der Exilierten vor dem Wiedersehen der Heimat beschreibt, die es (so) nicht mehr gibt. (BzL)
 
Mujica Laínez, Manuel
Geboren am 11.9.1910 in Buenos Aires, gestorben 1984; Schulbildung in Frankreich und England, Schriftsteller und Journalist.
 
Mujica Laínez, Manuel: Die Sage von der schönen Melusine, von ihr selbst erzählt
[Roman] Mit einem Nachwort von Jorge Luis Borges.
Aus dem Spanischen von Fritz Rudolf Fries.
Stuttgart: Klett-Cotta, 1986. 416 S., Ln., DEA, 12,50 €.
O: El unicornio. 1965.
3-608-952-98-5
Die mythische Gestalt der Melusine entführt die Leser/-innen in das europäische Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge und läßt sie teilnehmen an ihren unwahrscheinlichen Abenteuern und Amouren. (BzL)
 
Ocampo, Silvina
Geboren am 28.7.1903 in Buenos Aires. Studierte in Paris bei Chirico und Lèger Malerei. Schrieb Lyrik und Prosa, sowie Theaterstücke. Galt als eine der bedeutendsten Autorinnen Argentiniens. Silvina Ocampo starb am 14.12.1993 in ihrer Geburtsstadt.
 
Ocampo, Silvina: Der Farnwald
Erzählungen.
Aus dem Spanischen übersetzt von Carina v. Enzenberg und Hartmut Zahn.
Stuttgart: Klett-Cotta 1991. 132 S., geb., OU., DEA. 9,50 €.
3-608-95623-9
In der Tradition der argentinischen phantastischen Literatur erzählt Silvina Ocampo ihre kurzen, nur wenige Seiten um¬fassenden Geschichten. Da ist keine erfundene Welt der Phantasie-Romane, sondern da ist von argentinischen Dikta¬toren und Machos, aber auch vom Gärtner und Schlosser die Rede, in deren Realität das Unwirkliche, oft Grauenvolle einbricht ... Geschichten, die neugierig machen auf eine Auto¬rin, von der bisher auf deutsch nur einige wenige Erzählungen zu lesen waren. (BzL)
 
Oesterheld, Héctor Germán
Héctor Germán Oesterheld wurde am 23.7.1919 in Buenos Aires geboren. Er studierte an der Universität in Buenos Aires Geologie. In dieser Zeit veröffentlichte er seine ersten journalistischen Arbeiten. Bekannt wurde er später durch seine graphic novels und seine Geschichten und Comics für Kinder. 1957 schuf er zusammen mit dem Zeichner Francisco Solano López die Science-Fiction-Geschichte El Eternauta, die ihn berühmt machen sollte und in der er mit prophetischer Weitsicht vor der Gefahr und dem Terror einer drohenden Diktatur gewarnt hatte.
Nach dem Putsch der Militärs 1976 wurde Oesterheld, der dem Widerstand angehörte, verhaftet und verschwand ohne jede Spur in den Kerkern der Junta. Ebenso bis heute verschwunden blieben seine vier Töchter.
 
Oesterheld, Héctor Germán: Eternauta
[Comic] Herausgegeben von Joachim Ulrich.
Zeichnungen von Francisco Solano López.
Übersetzung aus dem argentinischen Spanisch von Claudia Wente.
Berlin: avant-verlag, 2016. 390 S., s/w Abb., 22 x 28 cm, Hc, 15,00 €.
978-3-945034-35-4
Die unheimliche Geschichte beginnt 1963 in Buenos Aires. Der scheinbar harmlose Schneefall, den Juan Salvo mit seinen Freunden beobachtet, stellt sich schnell als tödliche Bedrohung heraus. Jeder, der mit dem giftigen Niederschlag in Berührung kommt, stirbt unmittelbar danach. Unbekannte außerirdische Wesen sind in der Stadt gelandet und üben mit Rieseninsekten und zu Robotern verwandelten Menschen ein Terrorregime aus. Die Freunde um Juan Salvo haben Glück und überleben den Angriff. Sie entschließen sich, den Kampf gemeinsam gegen die übermächtigen und unbekannten Eindringlinge aufzunehmen ...
Eingeleitet wird der Band mit einem Aufsatz von Anna Kemper über das Schicksal der Familie Oesterheld. Er enthält Zeugnisse der Witwe und ihres Schwiegersohns Raúl Araldi.
Der Beitrag von Johann Ulrich informiert über den erfolgreichen Comicmarkt im Argentinien der 50er Jahre und ihre Einflüsse durch italienische Künstler. Estela Schindel behandelt in ihrem Aufsatz die quasi vorweggenommene Beschreibung der argentinischen Militärdiktatur und ihrer Terrorherrschaft in den Jahren 1976-1983, die in El Eternauta eindrücklich beschrieben und illustriert zum Ausdruck kommt und welche Wirkung sie bis heute noch hat.
Ein außergewöhnliches und empfehlenswertes Buch zu einer Geschichte, die noch nicht vergangen ist. (BzL)
 
Olguín, Sergio
Sergio Olguin wurde am 29.1.1967 in Buenos Aires geboren. Er studierte Literatur und arbeitet als Journalist und Herausgeber. Drei seiner bisherigen Romane wurden ins Deutsche übersetzt. Sergio Olguín lebt in Buenos Aires.
 
Olguín, Sergio: Die Traummannschaft
Roman. Aus dem Spanischen von Matthias Strobel.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2006. st 3766. 182 S., kt., DEA. 4,00 €.
O: El equipo de los sueños. Buenos Aires 2004.
978-3-518-45766-5
Es geht hier, wie schon der Titel vermuten läßt, um einen Jugendtraum, um pubertierende Phantasien und um drei Freunde, die versuchen aus der Perspektivlosigkeit ihres Lebens heraus ein Musterbeispiel von Solidarität und Zusammenhalt zu geben. Der Text ist durchdrungen von Elementen der populären Kultur der Peripherie: Lieder, Ikonen der Unterwelt, Einkaufszentren als Zuflucht aus dem Ghetto, Sportler der zweiten Liga, Computerspielen, flüchtigen Berühmtheiten, sprachliche Färbungen. Insofern, und obwohl die Übersetzung adäquat ist, bleiben dem deutschen Leser manche Begriffe und Situationen fremd: wer weiß schon in Europa, daß Sieben eine der besten Schulnoten ist, oder wer Rodrigo war, oder was dieses wiederholte „Che“ bedeutet, ganz zu schweigen wofür Begriffe wie Urus, Bolis, Olivos oder Gorilas stehen? Ein schonungsloser Blick auf die Verlierer der argentinischen Gesellschaft, ein Ausflug in die Hölle in Anlehnung an Dante, der mit der Rasanz eines Computerspiels abläuft, umrahmt von einer Weihnachtsgeschichte. (BzL)
 
Olguín, Sergio: Zurück nach Lanús
Roman. Aus dem Spanischen von Matthias Strobel.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2009. st 4041. 283 S., kt., 4,00 €.
O: Lanús. Buenos Aires 2002.
978-3-518-46041-2
Der Tod seines Jugendfreundes Francisco ist für Adrián Anlaß, nach Lanús, einem langweiligen Vorort von Buenos Aires, den Ort seiner Jugend, zurückzukehren. Hier trifft er die alten Kumpels wieder („Wir waren neun Freunde und glaubten an UFOs“). Mit Macht kehrt die Erinnerung an die Zeit von vor 15 Jahren zurück, die keineswegs eine Zeit der unbeschwerte Kindheit und Jugend war. Bei dem Versuch, den Tod seines Freundes aufzuklären, wird Adrián zunehmend in ein Klima der Kleinkriminalität verwickelt aus dem er nur mit viel Glück entkommen kann. Eine manchmal etwas zu langatmig erzählte, insgesamt aber dennoch lesenswerte Sozialgeschichte einer Kleinstadt und den diversen Versuchen einiger Jugendlicher, sich aus diesem Milieu zu befreien. K.K.
 
Olguín, Sergio: Springfield
Roman. Aus dem Spanischen von Silke Kleemann.
Berlin: Suhrkamp, 2010. st 4189. 245 S., kt., DEA, 4,00 €.
O: Springfield. Buenos Aires 2002.
978-3-518-46189-1
Ariel, Pablo und Ezequiel, die mittlerweile um die 16 Jahre alt sind und die die Leser noch aus dem Roman „Traummannschaft“ kennen, sollen ihre mangelhaften Englisch-Kenntnisse in Springfield, Illinois auffrischen. Dort erleben sie in schneller Folge so allerlei turbulente Abenteuer. Olguín, der nach eigener Aussage nie in Springfield war und seine Kenntnisse über den mittleren Westen der USA aus dem Internet hat (das allein ist ihm nicht vorzuwerfen), konnte sich offensichtlich nicht entscheiden, ob er einen kritischen Roman über den American way of life, ein Road Movie, einen Jugendroman, eine Liebesgeschichte, einen Krimi oder einen gesellschaftskritischen Roman über die anhaltende Unterdrückung der indianischen Bevökerung schreiben sollte. Herausgekommen ist daher ein merkwürdiger Mix aus all dem und eine völlig unglaubwürdige und langweilige Geschichte. (BzL)
 
Piglia, Ricardo
1941 in der Provinz Buenos Aires geboren. Studium der Geschichte. Lebte von 1985 bis 1990 vorwiegend in den USA, wo er an verschiedenen Universitäten argentische Literatur unterrichtete. Autor von Erzählungen, Romanen, Drehbüchern und Essays. Bekannt als hervorragender Literaturkritiker.
 
Piglia, Ricardo: Künstliche Atmung
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Sabine Giersberg.
Nachwort: Leopold Federmair.
Berlin: Wagenbach, 2002. 219 S., geb., DEA. (M) 7,00 €.
O: Respiración artificial. Barcelona 2001.
3-8031-3173-1
Piglia schreibt einen Metaroman eingehüllt in eine poetische Sprache: Literatur und Leben, Literatur und Sozialkritik, politischer Widerstand und historisches Kompendium des Argentiniens der 70er Jahre, der Jahre der Militärdiktatur. Wir haben ein Puzzle aus dem literarischen Genre vor uns (Piglia ist Literaturwissenschaftler), um einen Zustand des Grauens zu beschreiben, ohne als Autor in der Gewalt des Staats zu gelangen. Dem Autor gelang sein Vorhaben, die Zensur fand nichts Verwerfliches an dem Roman über einen an seinen Rollstuhl gefesselten Intellektuellen und so durfte er ohne weiteres 1980 veröffentlicht werden ... (BzL)
 
Piglia, Ricardo: Brennender Zaster
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Leo Federmair.
Berlin: Wagenbach, 2001. 189 S., geb., DEA. (M) 7,00 €.
O: Plata quemada. Buenos Aires 1997.
3-8031-3155-3
Die Geschichte eines Banküberfalls in Buenos Aires in den sechziger Jahren mit dem politischen Hintergrund der peronistischen Aktivisten, kleiner Ganoven und Gestrandeter aller Art wurde von Piglia zwei Mal geschrieben. Das erste Mal, als er vom Geschehen in der Zeitung gelesen hat, die endgültige Version erschien dreißig Jahre später. Nicht ganz unkompliziert zu lesen für nichteingeweihte im Argentinien jener Jahre ... (BzL)
 
Piñero, Claudia
Claudia Piñeiro wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitete sie als Journalistin. Sie schrieb Theaterstücke und führte Regie für das Fernsehen. Claudia Piñeiro ist Autorin von Kinder- und Jugendbüchern.
 
Piñero, Claudia: Elena weiß Bescheid
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen.
Zürich: Unionsverlag, 2009. 186 S., geb., SU. DEA, 7,50 €.
O: Elena sabe. Buenos Aires 2007.
978-3-293-00404-7
„Es war Selbstmord“ lautet das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen. Die 40jährige Rita wurde erhängt im Kirchturm aufgefunden. Ihre Mutter Elena ist davon überzeugt, daß ihre Tochter ermordet wurde. Niemals wäre Rita bei Regen in die Kirche gegangen, hatte sie doch seit ihrer Kindheit eine panische Angst vor Blitzen. Trotz ihrer schweren Behinderung durch die Parkinson’sche Erkrankung (deren Auswirkungen auf nachhaltige Art und Weise beschrieben sind) macht sie sich auf strapaziösen Weg, um die Wahrheit herauszufinden. Hilfe verspricht sie sich von Isabel, der die beiden vor 20 Jahren geholfen haben, von einer Abtreibung ihres Kindes Abstand zu nehmen. Die unerwartete und überraschende Reaktion von Isabel bringt Elena jedoch völlig aus der Fassung. Claudia Piñeiro ist ein eindrucksvolles Porträt dreier Frauen gelungen, spannend wie ein Kriminalroman und mit einem unbarmherzigen Ende. (BzL)
 
Piñero, Claudia: Ganz die Deine
Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Peter Kultzen.
Zürich: Unionsverlag, 20082. metro. 190 S., geb., OU., 7,50 €.
O : Tuya. Buenos Aires 2003.
978-3-293-00380-4
Das Romandebüt von Claudia Piñeiro wurde mehrmals als Kriminalroman bezeichnet. Doch vor dem Auge des Lesers nimmt die kriminelle Handlung mehr und mehr eine Nebenrolle ein. Was die Autorin dem Leser vorführt ist die Dokumentation einer Obsession. Der Leser wird Zeuge, wie die Ich-Erzählerin den Verfall ihrer Ehe erlebt und ihrer Angst, das Schicksal ihrer Mutter wiederzuerleben, die von ihrem Mann verlassen wurde. Penibel und spielerisch registriert sie Haß, Eifersucht, Rachegefühle und Todessehnsucht. Im Laufe der Geschichte wandelt sich die gestern Betrogene zur Frau, die ihren Mann am Ende in der Hand hat. Doch ist dem tatsächlich so? Ist der fremd gehende Mann, mit falschen Alibi, Dass sie ihm verschaffte, jetzt ihr Untertan? Die Realität wird zum Bild, Dass man verfremden oder das man auslöschen kann. Sie kann sich einerseits an das Aussehen eines Kellners erinnern, den sie nur einmal flüchtig sah, nimmt andererseits die Schwangerschaft ihrer heranwachsenden Tochter nicht wahr. Wie eine Regisseurin spielt sie mit selbst erdachten Varianten, ihre Umgebung wird zur Projektionsfläche ihrer Phantasie, allein das Drehbuch kann Sie nicht beeinflussen. Und das ist die Stärke dieses Textes, das Protokoll einer Obsession, die nicht vor dem Tod zurückschreckt. (BzL)
 
Piñero, Claudia: Die Donnerstagswitwen
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen.
Zürich: Unionsverlag, 2010. 315 S., geb., OU., DEA. 12,00 €.
O: Las viudas de los jueves. Buenos Aires 2005.
978-3-293-00417-7
Victoria und Ronie Guevara leben mit ihrem Sohn in Altos de la Cascada in der Nähe von Buenos Aires. Die mit einem Zaun umgebene, ca. 300 Häuser umfassende Siedlung hat einen privaten Sicherheitsdienst, einen Golfplatz, Tennisplätze, ein großes Schwimmbad und zwei Klubhäuser. Zutritt haben nur die Lieferanten, Dienstpersonal, Handwerker und ausgewiesene Gäste. Seit Ihr Mann arbeitslos ist, hat Victoria ihr Hobby in ein einträgliches Geschäft verwandelt: sie vermittelt freiwerdende Häuser in der Siedlung und kassiert dafür Provision. Einige der Bewohner, vier Paare, haben sich im Laufe der Jahre näher angefreundet. Die Männer treffen sich jeden Donnerstag zum Abendessen und Kartenspielen und die Ehefrauen, die „Donnerstagswitwen“, nutzen die Zeit zum Kinobesuch. Alles scheint geregelt, zufrieden und friedlich in La Cascada. Bis zu dem Tag, an dem eines Morgens drei tote Männer im Pool schwimmen und es drei „echte“ Witwen gibt ...
Claudia Piñero, die übrigens selbst in einer „Country“ lebt, beschreibt die Innenwelt dieser Gesellschaft der gehobenen Mittelschicht über einen Zeitraum von ca. zehn Jahren. Sehr eindringlich und dennoch wie nebenbei und undramatisch sind die kleinen Alltäglichkeiten beschrieben, wie sie nicht nur in diesem Mikrokosmos vorhanden sind: die Schul- und Drogenprobleme der Kinder, der Ehekrach und die Untreue der Männer, Alkoholprobleme, Machismos und latenter Antisemitismus. Ganz langsam, unmerklich fast, werden aber auch in diesem Ghetto allmählich die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürbar (das Ende des Romans spielt im Jahre 2001). Einige der gutbezahlten Männer verlieren ihren Arbeitsplatz, müssen sich von Hausangestellten, großen Autos und schließlich
von ihren Häusern trennen. (BzL)
 
Poletti, Syria
Geboren am 10.2.1917 in Pieve di Cadore/Italien. Kam als Jugendliche nach Argentinien und arbeitete als Lehrerin und Redakteurin bei argentinischen Rundfunk. Prosa-Autorin. Syria Poletti starb am 11.4.1991 in Buenos Aires.
 
Poletti, Syria: Einwanderer
Roman. Aus dem Spanischen übertragen von Ana M. Brock.
Berlin/Weimar: Aufbau Verlag, 1968. 291 S., geb., OU., DEA. 5,00 €.
O: Gente conmigo. 1962.
Der Roman behandelt die Lebens- und Leidensgeschichte eines unansehnlichen Mädchens aus einem italienischen Dorf, das nach Buenos Aires auswandert. Hier wird sie Opfer ihrer Einsamkeit, ihrer Gutmütigkeit und des Egoismus der Umwelt. Schließlich kommt sie ins Gefängnis ... Mit schonungsloser Offenheit werden in diesem Roman die Probleme von Einwanderen beleuchtet. (D. Reichardt)
 
Puig, Manuel
Geboren 1932 in General Villegas/Buenos Aires; stud. Sprachen und Philosophie, ausgedehnte Reisen durch Europa, Schriftsteller. Lebte zeitweise in New York und in Rio de Janeiro. "In meinen Romanen habe ich mich vor allem mit der ersten Generation von Argentiniern beschäftigt, den Kindern der spanischen und italienischen Einwanderer ... Die Traditonenen, die sie hätten mitbringen könne, hatten hier keinen Wert ... Die erste Generation ... fand ihre Vorbilder wo immer sie konnte, manchmal im Kino, im Radio, in den Sport- oder Frauenzeitschrften ... Der Einfluß dieser Kommunikationsmittel war sehr beachtlich ... (denn) die Notwendigkeit eines Vorbildes ist ein authentisches Bedürfnis ..." Manuel Puig starb am 22.7.1990 in Guernavaca/Mexiko, wo er seit 1976 lebte.
 
Puig, Manuel: Bei Einbruch der tropischen Nacht
Roman. Aus dem Spanischen von Lieselotte Kolanoske.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1995. 255 S., geb., OU., DEA. 7,50 €.
O: Cae la noche tropical. Barcelona 1988.
3-518-40732-5
Puig erzählt in seinem letzten Roman von den beiden über achtzigjährigen Schwestern Luci und Nidia, die es von ihrer Heimatstadt Buenos Aires nach Rio de Janeiro verschlagen hat. Abwechslung in ihren eintönigen Alltag bringt die Nachbarin Silvia. Von ihren diversen Liebesabenteuern und Sorgen erzählt Luci ihrer Schwester, die neugierig nachfragt. In den Dialogen der beiden lernen die Leser/-innen allmählich die gesamte Lebensgeschichte kennen. Und als die Familie die beiden auseinanderreißt, werden aus den alten Tratschweibern der ersten Kapitel sympatische und kämpferische alte Damen mit gesundem Eigensinn. (BzL)
 
Puig, Manuel: Der Engel von Hollywood
Roman. Aus dem Spanischen von Anneliese Botond.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1981. 260 S., geb., OU., DEA. 9,50 €.
O : Pubis angelical. Barcelona 1979.
3-518-03974-1
Puig treibt in diesem Roman die Trivialmärchen unserer Zeit auf die Spitze: sie schlagen um in Komik und werden so entmyhologisiert. Ihre Wirkung aber wird gleichzeitig sichtbar in den Reflexionen einer der Hauptpersonen. Dieser Roman, der im Argentinien der Militärjunta nicht erscheinen durfte, ist eine eindeutige Absage an den Machismo in Lateinamerika.
 
Puig, Manuel: Der Engel von Hollywood
Roman. Aus dem Spanischen von Anneliese Botond.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985. st 1165. 259 S., kt., 4,50 €.
O: Pubis angelical. Barcelona 1979.
3-518-37665-9
Puig treibt in diesem Roman die Trivialmärchen unserer Zeit auf die Spitze: sie schlagen um in Komik und werden so entmyhologisiert. Ihre Wirkung aber wird gleichzeitig sichtbar in den Reflexionen einer der Hauptpersonen. Dieser Roman, der im Argentinien der Militärjunta nicht erscheinen durfte, ist eine eindeutige Absage an den Machismo in Lateinamerika.
 
Puig, Manuel: Herzblut erwiderter Liebe
Roman. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985. 179 S., Ln., OU., DEA. 8,00 €.
O: Sangue de amor correspondido. 1982.
3-518-03577-0
Grundlage dieses kunstvollen Romans sind die Tonbandprotokolle mit dem Bericht des Maurers Josemar. Thema ist der lateinamerikanische Machismo. Und indem Josemar von seiner Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden erzählt, sich in Lügen und Widersprüche verwickelt, wiederholt, berichtigt und beschönigt, wird seine Macho-Rolle deutlich, die er spielt und gleichzeitig spielen muß. Er ist eine tragische Figur: in seinen verklärten Erinnerungen an seine große Liebe kommt sein Bedürfnis nach Zuneigung zum Ausdruck; Sprache und Gesten des Machismo aber sind gewalttätig und halten ihn gefangen. (BzL)
 
Puig, Manuel: Der schönste Tango der Welt
Roman. Deutsch von Adelheid Hanke-Schaefer.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2001. st 3186. 227 S., kt., 4,00 €.
O: Boquitas pintadas. Buenos Aires 1970.
3-518-39686-2
Der Roman ist ein Parodie auf die kitschigen Radio-Fortsetzungsromane in Lateinamerika und gleichzeitig eine deprimierende Chronik des Lebens in einer argentinischen Provinzstadt. (BzL)
 
Puig, Manuel: Verdammt wer diese Zeilen liest
Roman. Aus dem Spanischen von Lieselotte Kolanoske.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1992. 326 S., geb., OU., DEA. 8,50 €.
O: Maldición eterna a quien lea estas páginas. Barcelona 1980.
3-518-390063-5
Der Roman spielt im New York der siebziger Jahre. Larry, ein Krankenpfleger und der Argentinier Ramírez, ein ehemaliger politischer Häftling, sind die Protagonisten. Während der gemeinsamen Ausgänge (Ramírez im Rollstuhl) lernen die beiden sich kennen. In den schleppenden und von beklemmenden Pausen unterbrochenen Unterhaltungen erzählen sie sich ihre Lebensgeschichte, diskutieren über Politik, Religion u.a.m. Dennoch bleiben sie sich fremd und stehen sich mißtrauisch gegenüber. Der Streit um die Verwertung der Gefängnistagebücher von Ramírez führt schließlich zum Bruch. Ein spannendes Buch, in Dialogform verfaßt, wie schon "Der Kuß der Spinnenfrau". (BzL)
 
Quiroga, Carlos Buenaventura
Geboren am 14.6.1890 in Catamarca. Studierte Jura, wurde Richter und gab seinen Beruf auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Carlos Quiroga verstarb am 6.(oder 26.)3.1970 in Buenos Buenos Aires.
 
Quiroga, Carlos: Im Schatten der Anden
Ein amerikanischer Roman.
Deutsche Übertragung (und Nachwort) von G[eorg] H[ellmuth] Neuendorff.
Halle/Saale: Mitteldeutsche Druckerei + Verlagsanstalt, 1949. Die Atlantikbücher. 310 S., Hln., 9,00 €.
O: La raza sufrida. Buenos Aires 1929.
Der Roman gilt als das Hauptwerk des Autors. Sein Protagonist erfüllt darin mehrere Funktionen: als wandelnde Optik vermittelt er ausführliche Beschreibungen von Geographie, Flora, Fauna und Bewohnern der Andenlandschaft von Catamarca. Als gebildeter Städter vermag er die Gesundheit des Landlebens zu würdigen und erlebt aber gleichzeitig auch die klimatischen Unbilden der Einwohner dieser Gegend. (D. Reichardt)
 
Ramos, Pablo
Pablo Ramos wurde 1966 in Avellaneda geboren, aufgewachsen ist er in Buenos Aires. Musiker und Schriftsteller. Der vorliegende Roman ist seine erste deutsche Übersetzung.
 
Ramos, Pablo : Der Ursprung der Traurigkeit
Roman. Aus dem Spanischen von Susanna Mende.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2007. st 3911. 178 S., kt., DEA. 3,50 €.
O: El origen de la tristeza. Buenos Aires 2004.
978-3-518-45911-9
Der erste Roman von Pablo Ramos erzählt von Freundschaft, Gewalt, Alkohol, der Tristesse der achtziger Jahre, dem Alltag eines argentinischen Vororts in den Zeiten der Diktatur, aber vor allem von der Wunde und dem Schmerz des Erwachsenwerdens. Ramos, bekannt als Musiker und mehr noch als Autor einiger Erzählungen, wählt mit diesem Werk ein Zwischengenre, in dem er Erzählungen geschickt zu einem Roman zusammengefügt. (BzL)
 
Raznovich, Diana
Geboren am 12.5.1945 in Buenos Aires. Schriftstellerin, Theaterautorin und Karikaturistin; war während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 im Exil in Madrid.
 
Raznovich, Diana: Oliverio Pan, Magier
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Ilse Layer.
Bln.: Edition diá, 1992. 176 S., Pb., DEA. 9,00 €.
O: Para que se cumplan todos tus deseos. Madrid 1988.
3-86034-306-8
Rodolfo Arnheim, der Magier Oliverio Pan, entdeckt eines Tages, daß er Geld vermehren kann. Diese Fähigkeit erweckt die (Neu)Gier seiner Umwelt, die dieses Talent auszunutzen versucht. Die sich überstürzenden Ereignisse werden mehr und mehr zu einer Reise mit phantastischen Abenteuern und Begegnungen mit seinem ungeliebten Vater, seiner Mutter, seiner Freundin Teresa bis zur Entführung durch den häßlichen Roque. Das Buch ist "der prototypische Roman der neuesten argentinischen Erzähler, derer, die an den endlosen Fäden der Phantasie am Rande einer dunklen Wirklichkeit entlanggehen." (La Nueva España).
 
Rivabella, Omar
Journalist, Schriftsteller, lebt in New York.
 
Rivabella, Omar: Susana
Requiem für die Seele einer Frau. Aus dem Amerikanischen von Thomas Marti.
Zürich: Union, 1992. TB 24. 133 S., br. 4,00 €.
O: Requiem for a Woman’s Soul. New York 1986.
3-293-20024-9
In den fragmentarischen Tagebuchnotizen der Susana enthüllt sich die erschütternde Geschichte von Repression und Folter im Argentinien der Militärjunta. Erzählt aus der Perspektive eines Paters, der das Puzzle der Notizen sortiert und dabei den Anteil seiner Schuld am Schicksal der Ermordeten entdeckt. (BzL)
 
Rivera, Andrés
Geboren als Marcos Ribak 1928 in Buenos Aires, Sohn von Emigranten. Textilarbeiter, Journalist und Schriftsteller. Lebt in Córdoba/Arg.
 
Rivera, Andrés: Der Farmer
[Roman] Mit einem Nachwort von Tatiana Salgado. Aus dem Spanischen von Peter Tremp.
Solothurn: Lateinamerikaverlag, 2006. 118 S., englbr., DEA. 8,50 €.
O: El Farmer. Buenos Aires 1996.
3-9522966-2-2
Mit seinen Romanen ruft der überzeugte Kommunist Rivera die Phantome der argentinischen Geschichte wach, hinterfragt sie, klagt sie an, versucht sie zu retten oder begräbt sie am Ende unter einen gewaltigen Portion glänzender Prosa. Seine Sprache ist von einer extremen Reduktion geprägt, seine Sätze sind Messer, der Atem des Autors ist ununterbrochen zu spüren. Sein Minimalismus verleitet zu dem Eindruck, es wäre ein Text ohne Tiefe, doch das ist eine Täuschung. Die deutsche Fassung behält die Einfachheit der Sprache bei, gibt aber die Intensität der Harmonien nicht wieder. Es bleibt trotzdem eine grandiose Geschichte von Rivera und seinem Helden, ein epischer Gesang. (BzL)
 
Ronsino, Hernán
Hernán Ronsino wurde 1975 in Chivilcoy geboren, in einer kleinen Stadt in der argentinischen Pampa. Nach der Grundschule zog er nach Buenos Aires, um Soziologie zu studieren. Heute unterrichtet Ronsino an der Universität von Buenos Aires und an der Faculdad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLASCO). Er hat bisher einen Band mit Erzählungen und zwei Romane veröffentlicht.
 
Ronsino, Hernán: Letzter Zug nach Buenos Aires
Roman. Aus dem dem Spanischen von Luis Ruby.
Zürich: bilgerverlag, 2012. 100 S., geb., DEA. 7,50 €.
O: Glaxo. Buenos Aires 2009
978-3-03762-22-9
„Eines Tages bleiben die Züge aus“, überlegt Vardemann, der Friseur des kleinen namenlosen Städtchens irgendwo in der Pampa südlich der Hauptstadt, als er den Bautrupp beobachtet, der anfängt die Gleise herauszureissen. Das war im Oktober 1973.
Sieben Jahre früher, im Juli 1966, erinnerte sich Miguelito Barrios an die Ankunft von Wachtmeister Ramón Folcada im Jahre 1958, der aus Buenos Aires hierher versetzt worden war. Das war nach dem Massaker von San Martín, über das der später ermordete Rodolf Walsh berichtet hatte und an dem Folcada wohl in irgendeiner Weise beteiligt war. Und er erinnert sich auch an seine Liebesgeschichte mit Negra Miranda, der Frau von Folcada. Als der Verdacht schöpfte und ihn zwang, ihm den Nebenbuhler zu verraten.
Nun ist dieser außergewöhnliche kleine Roman nicht so linear erzählt, wie die Beschreibung suggerieren mag. Der besondere Reiz dieser Geschichte liegt in den vier wortkargen Monologen von Vardemann, Souza, Barrios und Folcada aus 25 Jahren; sie sind die Teile eines Puzzles, das erst beim Einfügen des letzten Teils die ganze Wahrheit enthüllt. Dem Autor und der Übersetzung ist es überdies gelungen, die triste Atmosphäre einer von der Fabrik und von Baustellen verdreckten argentinischen Kleinstadt einzufangen. (BzL)
 
Shua, Ana Maria
Geboren 1951 in Buenos Aires. Studierte Literaturwissenschaft. Arbeitete als Journalistin und in der Werbung. Schrieb Romane, Erzählungen, Lyrik, Kinderbücher und Drehbücher, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet, verfilmt und übersetzt wurden.
 
Shua, Ana Maria: Lauritas Liebschaften
Roman. Aus dem argentinischen Spanisch von Gunhild Niggestich.
Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 1992. 165 S., geb., SU, DEA, 6,50 €.
O: Los amores de Laurita. Buenos Aires 1984.
3-87294-486-X
Hauptperson dieses witzigen und unterhaltsamen Romans ist Laurita, die im achten Monat schwanger ist. Sie reflektiert ihren Werdegang von der Pubertät bis zu den ersten Liebschaften. Ihre Erinnerungen sind Spiegelbild von Vorstellungen und Realität des Lebens in der argentinischen Mittelschicht. Nicht zuletzt die ironische Sprache der Geschichte machen das Buch zu einem Lesevergnügen. (BzL)
 
Soriano, Osvaldo
Geboren 1943 in Mar del Plata; war Berufsfußballer, Sportjournalist, Drehbuchautor; 1976 Exil in Brüssel, später in Paris. Am 29.1.1997 in Buenos Aires verstorben.
 
Soriano, Osvaldo: Der Koffer oder die Revolution der Gorillas
Roman. Aus dem Spanischen von Hartmut Zahn und Carina von Enzenberg.
Stuttgart: Klett-Cotta 1990. 360 S., geb., OU., DEA. 13,00 €.
O: A sus plantas rendido un león. Madrid 1986.
3-608-95641-7
Hintergrund: Krieg um Malvinen. Hauptperson: Ein illegaler argentinischer Konsul. Schauplatz: ein imaginärer afrikanischer Staat. Es treten weiter auf: ein gehörnter briti¬scher Botschafter, ein Bombenexperte der IRA, ein afrikanischer Revolutionsführer und u.a. auch noch eine Herde Gorillas. Alle Protagonisten sind leicht bis schwer verrückt und tummeln sich in dieser seltsam überzogenen Geschichte mit z.T. abstrusen Ge¬schehnissen, die nur selten als Parodie verstanden werden können.
(BzL)
 
Soriano, Osvaldo: Winterquartiere
Roman. Aus dem Spanischen von Andreas Klotsch.
Berlin.: Volk und Welt, 1984. 159 S., geb., OU., DEA. 7,00 €.
O: Cuarteles de invierno. Barcelona 1982.
Ein Tangosänger und ein alternder Boxchampion werden in eine argentinische Kleinstadt eingeladen und geraten unversehens in Konflikt mit den herrschenden Militärs. (BzL)
 
Steimberg, Alicia
Geboren am 18.7.1933 in Buenos Aires, verstorben am 16.6.2012 in Buenos Aires. Argentinische Schriftstellerin und Übersetzerin. Autorin vielfach preisgekrönter Romane, Erzählungen und Essays. Amatista ist ihr einziger, ins Deutsche übersetzter Roman.
 
Steimberg, Alicia: Amatista
Erotische Lektionen.
Aus dem Spanischen von Veronika Schmidt.
Frankfurt a. M.: Eichborn, 1992. 139 S., geb., OU., DEA, 6,00 €.
O: Amatista. Barcelona 1989.
3-8218-0355-X
Der Titel des Romans ist durchaus wörtlich zu nehmen: es handelt sich um den erotischen Unterricht einer "Lehrerin", die ihre neun Stunden mit Erzählungen aus ihrer "Praxis" an¬schaulich garniert und am Schluß einen entsprechenden Er¬folg ihrer pädagogischen Bemühungen vorweisen kann.
 
Storni, Alfonsina
Geboren am 29.5.1892 in Sala Capriasca/Schweiz, Selbstmord am 25.10.1938 in Mar del Plata; Schauspielerin, Lehrerin, Dozentin, veröffentlichte diverse Lyrikbände, Essays und Theaterstücke.
 
Storni, Alfonsina: Verwandle die Füße
Gedichte. Spanisch/Deutsch.
Berechtigte Übertragung und Nachwort von Waltraud Kappeler.
Zürich: Die Arche, 1959. Die kleinen Bücher der Arche. 64 S., geb., DEA. 8,50 €.
3-7160-1915-1
 
Tizón, Héctor
Héctor Tizón wurde am 21. Oktober 1929 in Yala, in der nordargentinischen Provinz Jujuy geboren, und starb dort auch am 30. Juli 2012. Er ist Journalist, Rechtsanwalt und Diplomat. 1976 ging er ins Exil nach Spanien. Seit 1982 lebte er wieder in seinem Geburtsort wo als Richter am Obersten Gerichtshof seiner Heimatprovinz arbeitet. Für seine zwanzig Bücher, von denen die Hälfte Romane sind, erhielt er zahlreiche Preise. „Zwei Fremde auf der Welt“ ist sein erster, ins Deutsche übersetzter Roman.
 
Tizón, Héctor: Zwei Fremde auf der Welt
Roman. Aus dem Spanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Reiner Kornberger.
Zürich: Edition 8, 2010. Reihe Durian. 191 S., geb., DEA, 8,50 €.
O: Extraño y pálido fulgor. Buenos Aires 1999.
978-3-85990-158-2
Als Junge wollte er immer Dichter werden. Aber sein Vater sagte, „daß alle Dichter in Wirklichkeit ein Haufen Faulenzer sind und an Schwindsucht sterben“. Daher wurde er Lehrling und später Handlungsreisender für J. J. Niemeyers Gemischtwarengroßhandel. Und in dieser Profession ist immer noch unterwegs, bereist mit seinem alten Studebaker das ganze Land und sitzt abends allein im Hotel. Seine Ehe ist gescheitert, sein behinderter Sohn gestorben und lediglich der Geschäftsführer „Jott Jott“ Niemeyer ist so etwas wie ein väterlicher Freund, der ihm mit seiner selbstgebastelten Philosophie Trost spendet und für ihn in jeder Situation einen Ratschlag parat hat. Eines Abends findet er im Hotel einen Liebesbrief, adressiert an einen gewissen Juan Fernández, der wie sich später herausstellt, unlängst Selbstmord begangen hatte. Er beschließt, auf diesen Brief zu antworten.
Clara, die Protagonistin des zweiten Erzählstrangs „erbt“ von ihrer Freundin Alina deren spielerisch begonnene Korrespondez mit einem Juan Fernández. Der Briefwechsel führt schließlich zu einer Verabredung der beiden Einsamen ... Ein wunderbarer, stiller, melancholischer und poetischer Roman. (BzL)
 
Varela, Alfredo
24.9.1914 Buenos Aires – 26.2.1984 Mar del Plata. Sozialkritischer argentinischer Schriftsteller und Übersetzer (u.a. von Brecht und Shaw).
 
Varela, Alfredo: Die Matepflücker
[Roman] Ins Deutsche übertragen von Wilhelm Pferdekamp.
Frankfurt a. M.: Büchergilde Gutenberg, 1951. 276 S., geb., 11,00 €.
O: El rio oscuro.
In seinem Roman schildert Varela die Flucht eines Matepflückers vor den unmenschlichen Verhältnissen auf einer Mateplantage am Oberlauf des Paraná in der Provinz Misiones. Wir sehen in den dunklen Wassern des Flusses einen einsamen Menschen auf einem selbstgefertigten Fluß dahintreiben. Wir sehen seine verzweifelten Anstrengungen, folgen seinen Höllenträumen, erleben mit ihm noch einmal die ganze Tragödie seines Urwaldabenteuers ... Eines des bedeutendsten Werke des lateinamerikanischen Realismus (D. Reichardt).
 
Viñas, David
Geboren am 28.7.1929 in Buenos Aires. Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Zeitschriftenherausgeber. 1976-1983 im Exil in Spanien, Berlin und Mexiko. David Viñas ist am 10.3.2011 in Buenos Aires verstorben.
 
Viñas, David: Die Herren der Erde
[Roman] Aus dem argentinischen Spanisch übersetzt und Nachwort von Jürgen Brankel.
Hamburg: Theorie und Praxis Verlag, 1995. 301 S., br., DEA. 8,00 €.
O: Los dueños de la tierra.
3-921866-67-7
Wenn die Leser/-innen den häßlichen Titel (nein, das ist nicht Joschka Fischer) übersehen, die vielen Tippfehler ignorieren, die schlechte und in holperigem Deutsch geschriebene Übersetzung vergessen und von der Lektüre des ärgerlichen Nachworts absehen - dann können sie einen gelungenen Roman entdecken. Vicente Vera, ein Jurist aus der argentinischen Mittelschicht, wird 1921 vom ersten frei gewählten Präsidenten Argentiniens nach Patagonien geschickt, um im Streit der Landarbeiter mit den Gutsbesitzern zu vermitteln. Nach anfänglichen Erfolgen flammen die Unruhen erneut auf und es kommt zur Entsendung von Truppen, die die Streiks blutig niederschlagen und vor willkürlichen Hinrichtungen nicht zurückschrecken. Die Entwicklung Veras vom neutralen Vermittler zum parteiischen Anwalt - ein Schritt, den er wesentlich seiner Frau Yuda zu verdanken hat - beschreibt dieser Roman. Er ist gleichzeitig eine Anklage gegen die politischen Machtstrukturen in Argentinien, die sich bis heute nicht geändert haben. (BzL)
 
Vitagliano, Miguel
Geboren 1961 in Floresta, Prov. Buenos Aires. Prof. für Literaturtheorie. Autor von Romanen, Hörspielen und Essays.
 
Vitagliano, Miguel: Das Orchester der Amputierten
[Roman] Aus dem argentinischen Spanisch von Peter Tremp.
Solothurn: Lateinamerika Verlag, 2004. 309 S., englbr., DEA. 7,00 €.
O: Los ojos así. Buenos Aires 1996.
3-952966-0-0
Kaum war das Werk von Miguel Vitagliano editorisch in Deutschland gelandet, hatte der Autor schon den Anna-Seghers-Preis 1996 in der Tasche. Kein schlechter Anfang für diesen argentinischen Autor, der sich in seinem Land sowohl als Erzähler, als auch als Literaturwissenschafter ein Renommée erworben hat. Mit Los ojos así präsentiert er sich allerdings erst jetzt auf Deutsch mit einer Familiengeschichte, die in ihrem Mikrokosmos das Portrait einer Generation beschreibt: Die Militärdiktatur, das Scheitern von Träumen und doch auch eine gewisse Hoffnung. Diesen Roman als Diktaturroman zu bezeichnen wäre jedoch zu einfach. Er ist viel mehr als das, und exzellent übersetzt dazu. (BzL)
 
Wilcock, J. Rodolfo
Am 17.4.1919 als Sohn einer Italienerin und eines Engländers in Buenos Aires geboren. Übersetzte bekannte englischspachige Autoren ins Spanische. Wechselte nach seinem Umzug nach Rom auch seine literarische Sprache. Am 16.3.1978 In Lubriano de Bagno Regio/Italien verstorben.
 
Wilcock, J. Rodolfo: Das Stereoskop der Einzelgänger
[66 Geschichten] Aus dem Italienischen von Ragni Maria Gschwend.
Mit einem Nachwort von Annette Koetzki.
Freiburg: Beck & Glückler, 1995. 214 S., geb., SU, DEA. 8,00 €.
O: Lo stereoscopio die solitari. Milano 1972.
3-89470-404-7
Die kleinen, oft nur wenige Seiten kurze Geschichten und Begebenheiten stehen in der besten argentinischen Erzähltradition: sie erinnern an Lugones, Borges, Ocampo und Cortázar. Sie sind absurde, die Realität mit dem Surrealen ohne Übergänge vermischende Erzählstücke. Menschliches und Tierisches, Menschen und Monster verschwimmen ohne Grenzen. Erzählt wird dies alles mit der ganz gewöhnlichen Alltagssprache, die die Beiläufigkeit der abstrusesten Gestalten noch unterstreicht. Die Welt draußen ist ein Abgrund, man braucht nur eine Tür aufzumachen und schon stürzt man hinein. (BzL)
 
 
Anthologien
 
Argentinische Dichtungen
nebst erläuternden Abhandlungen dazu.
Übertragen von Richard Ludloff.
Dresden und Leipzig: E. Piersons Verlag, 1910. Bd. I-III. 46, 176, 74 S., Ln. i. e. Band. Goldschnitt. 30,00 €.
Enthält: Olegario Andrades Leben und Persönlichkeit, Bd. 1. S. 1-12.
Der argentinische Unabhängigkeitskrieg. Bd. 2. 1-49. Vicente Lopez y Planes. Bd. 2. S. 50-56.
Gedichte von Olegario Victor Andrade: Prometheus (Prometeo). Die Freiheit und Amerika. San Martin. Das Kondornest (El nido de cóndores). Die Zukunft. Atlantis (Atlántida). An Victor Hugo. Die Ideen. – Juan Chassaing: An meine Fahne (A mi bandera). – Ricardo Gutiérrez: Der Dichter und der Soldat (El poeta y el soldado). – López y Planes, Vicente: Die Nationalhymne von Argentinien (Marcha triunfal). Auf den Sieg von Maipó (Canto a la victoria de Maipú). – Varela, Florencio: Zum fünfundzwanzigsten Mai von 1826 (El 25 de mayo de 1826).
 
Die Nacht des Kometen
Argentinische Autorinnen der Gegenwart.
Erzählungen. Hrsg. von Marion Dick.
Aus dem argentinischen Spanisch übersetzt von Silke Kleemann, Angelica Ammar, Svenja Becker, Marion Dick und Maria Hoffmann-Dartevelle.
Zürich: Edition 8, 2010. 192 S., geb., SU. 9,50 €.
978-3-85990-159-8
Es ist ein Jahrhundertereignis: Ein Komet soll in diesen Tagen die Erdumlaufbahn streifen und genau über Buenos Aires erscheinen, dem Herzen Argentiniens, so, wie es schon die Alten aus grauer Vorzeit berichtet haben, an einem Himmel, der nun den Jungen gehört. Die Bevölkerung rätselt, staunt, zensiert sich und wartet doch gebannt, in stiller Übereinkunft darüber, dass etwas Neues beginnt.Wie die titelgebende Erzählung Liliana Hekers handeln die Geschichten in dieser Anthologie von Nöten und Hoffnungen eines Landes, in dem es im letzten Jahrhundert mehr als turbulent zuging. Juden wie Nazis haben sich hierher geflüchtet, wo später Männer wie Frauen spurlos verschwunden sind, wo heute ein Jahrzehnt Diktatur aufgearbeitet wird, während man sich noch aus der jüngsten Wirtschaftskrise befreit, und in dem man sich immer wieder nach den eigenen europäischen Wurzeln sehnt. Kurz, literarisches Talent fällt hier auf überaus fruchtbaren Boden. Mal mit zynischem Pathos, mal gelassen und weise, oft mit Hang zum Tragikomischen hin erzählen die Stimmen in diesem Band von enttäuschten Erwartungen und von Wünschen, die es noch zu erfüllen gilt.
Insgesamt zwölf Autorinnen, geboren zwischen 1928 und 1982, kommen in diesem Buch zu Wort, darunter renommierte Schriftstellerinnen, wie Liliana Heker, Ángela Pradelli, Angélica Gorodischer, und sich nach oben schreibende, wie Samanta Schweblin, Natalí Tentori, Alejandra Laurencich. So haben die Lesenden hier ihre Freude daran, zu verfolgen, wie die Mütter die Kindeskinder beäugen und die Töchter die Elterngeneration, wie aber keine von ihnen vergisst, im Schlamassel der Protagonisten auch das Kapitel Machismo aufzuschlagen. (Verlagsinformation)
 
Argentinische Erzählungen
Vorwort: Jorge Luis Borges.
Übersetzungen von Maria Bamberg, Monika López und Rudolf Wittkopf.
Frankfurt a. M.: Büchergilde Gutenberg, 2007. Die Bibliothek von Babel. Bd. 2. 109 S., geb., SU.,9,00 €.
978-3-7632-5802-4
Enthält die folgenden Erzählungen: Adolfo Bioy Casares: Der Tintenfisch bleibt bei seiner Tinte – Arturo Cancela (zusammen mit Pilar de Lusarreta): Das Schicksal, der Stümper – Julio Cortázar: Das besetzt Haus – Manuel Mujica Laínez: Die Postkutsche – Silvina Ocampo: Die Dinge – Federico Peltzer: Der Schachlehrer – Manuel Peyrou: Beinahe wäre es geschehen – María Esther Vázquez: Der Auserwählte.