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Salas Hernández, Adalber: Auf dem Kopf durch die Nacht

SalalsHernandez KopfSalas Hernández, Adalber: Auf dem Kopf durch die Nacht
Gedichte.
Aus dem venezolanischen Spanisch von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff.

Zweisprachig: deutsch/spanisch.
Köln: Parasitenpresse, 2021. 120 S., br., 14,00 €.
978-3-947676-82-8

Ein Staat zerfällt, rückt offensichtlich dem Status des „failed state“ immer näher (aktuell in der Klasse „Warning“ geführt) – Venezuelas Schicksal scheint sich derzeit irgendwo in der Mitte zwischen Pseudosozialismus und korrumpierter Regierungsbank zu entscheiden. Die sich immer weiter beschleunigende Hyperinflation hat den wirtschaftlichen Kollaps bereits eingeleitet. Generationen verstörter, traumatisierter Kinder und Jugendlicher sind die Zukunft, die Gegenwart lässt sich erschießen oder ist massenhaft auf der Flucht. Die Frage ist angesichts des Zerfalls staatlicher Strukturen, der Auflösung von Rechtssicherheit und Parlamentarismus, ob man bleibt und die Gegenwart auszusitzen versucht oder geht und in die Bresche springt. Letztere Wahl hat der junge venezolanische Dichter Adalber Salas Hernández getroffen und ist nach New York gegangen, um dort zu promovieren und großartige Gedichte über sein im Abgrund versinkendes Heimatland zu schreiben.
Sein Band Salvoconducto (dt. Freies Geleit) von 2015 ist eine einzige Anklageschrift. Angeklagt werden seine Geburtsstadt Caracas und mithin der gesamte Staat Venezuela, der ein Land zerstörter Kindheiten und geschändeter Landschaften ist. Fortdauernde Anarchie, Extremismus und Gewalt aller Art verwandeln das Leben in einen Notalltag. Selbst schöne Erinnerungen an die eigene Kindheit werden von Entfremdung und der Erfahrung von Ungerechtigkeit und Tod verdrängt. Es ist die Anklage einer Generation, die mit dem Entsetzen in den Augen großgeworden ist, unter einer politischen Führung, die ihre Macht gegen die eigenen Bürger missbraucht. Diese Generation erstickt am Gestank der Mülltonnen und der täglich zunehmenden Zahl der Toten.

Geraldine Gutiérrez-Wienken, geb. 1966 in Venezuela, Lyrikerin und Übersetzerin. Sie promovierte in Deutscher Philologie an der Universität Heidelberg. Zuletzt erschienen von ihr der Lyrikband El silencio es una bailarina (El Taller Blanco, 2020, Alción, 2021) und die Übersetzung von Inge Müller: ¡Que no me asfixie de hacer tanto silencio! (Llantén, 2021). Sie lebt in Heidelberg.

Marcus Roloff, geb. 1973 in Neubrandenburg, Lyriker und Übersetzer, lebt in Frankfurt am Main. Literarische Veröffentlichungen seit 1997, zuletzt erschienen die Bände „Mogk’s Bierstubb in Platons Schneekugel“ (hochroth Heidelberg, 2019) und „gespräch mit dem horizont“ (Stadtlichter Presse, 2021). Außerdem übertrug er die amerikanischen Lyriker Peter Orlovsky (Sauber abgewischt, Stadtlichter Presse, 2020) und Philip Lamantia (Zerstörte Werke, ebd. 2021) erstmals ins Deutsche.

Der Autor:

Adalber Salas Hernández, geb. 1987 in Caracas, Venezuela, ist Lyriker, Essayist und Übersetzer (aus dem Englischen, Portugiesischen, Französischen und Kreolischen). Studium der Literatur und Philosophie. Aktuell promoviert er an der Fakultät für Spanisch und Portugiesisch an der New York University. Autor der folgenden Lyrikbände: La arena, el vidrio (2008), Extranjero (2010), Suturas (2012), Heredar la tierra (2013), Salvoconducto (2015), Río en blanco (2016), mínimos (2016), Materia intacta (2016) und La ciencia de las despedidas (2018).

Titel:

Die Zukunft nutzt sich ab durch Gebrauch / El futuro está gastado pro el uso 

Auf dem Kopf durch die Nacht