Krausz, Luis S.: Verbannung

Erinnerungen in Trümmern.
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Manfred von Conta.
Nachwort von Márcio Seligmann-Silva.
Berlin: Hentrich und Hentrich, 2013. Jüdische Spuren Bd. 3. 165 S., englbr., 14,90 €.
O: Desterro: memórias em ruínas. São Paulo 2011.
978-3-942271-81-3
Seligmann-Silva hat recht, wenn er im Nachwort schreibt, das Buch erinnert an die Aufzeichnungen eines Flaneurs, ja, eines Wanderers durch die Jahrhunderte und die Welten. Nicht chronologisch und geographisch bestimmt, sondern entlang seiner Wanderungen durch die Stadt sind die Versatzstücke, die Scherben der Erinnerungen aneinandergereiht. Krausz berichtet von den Besuchen bei seiner weitläufigen, drei Generationen umfassenden Verwandtschaft. Staunend erzählt er, wie er diese Verwandtschaft und deren Bekannten erlebt, ihre Erzählungen aufnimmt, die aus einer fernen, längst untergegangenen Welt zu stammen scheinen. „Für mich gab es keine sichtbare oder zumindest spürbare Verbindung zwischen diesen drei Welten, nämlich jener Welt, von der in Berichten von biblischen Wüsten die Rede ist, jener anderen Welt der Giganten deutscher Zunge und schließlich der dritten Welt brasilianischer Vorstadtstraßen und überfüllter Omnibusse.“ So war in den Augen der Großeltern Mitteleuropa – so empfand es der Enkel nach dem Diavortrag einer Europareise – „eine Materialisierung göttlicher Perfektion und nicht etwa eine unvollständige Verstofflichung des albtraumhaften Fortschritts.“
„Verbannung“ beschreibt einerseits die Auswanderung und Vertreibung der Wiener Juden und ihre Erinnerungen, aber auch deren Nicht-Angekommensein, ihre zerrissene Biographie, die in der neuen „Heimat“ Brasilien zwar die deutsche Sprache pflegen können, in deren Nachbarschaft aber auch ehemalige Nazi wohnen.
Wer etwas über das weithin unbekannte Leben von eingewanderten Juden aus Osteuropa, der k. u. k.-Monarchie und Deutschland und deren Nachkommen kennenlernen will, greife zu diesem wunderbaren Buch.
Klaus Küpper, Bücher zu Brasilien 2013.
„Verbannung“ beschreibt einerseits die Auswanderung und Vertreibung der Wiener Juden und ihre Erinnerungen, aber auch deren Nicht-Angekommensein, ihre zerrissene Biographie, die in der neuen „Heimat“ Brasilien zwar die deutsche Sprache pflegen können, in deren Nachbarschaft aber auch ehemalige Nazi wohnen.
Wer etwas über das weithin unbekannte Leben von eingewanderten Juden aus Osteuropa, der k. u. k.-Monarchie und Deutschland und deren Nachkommen kennenlernen will, greife zu diesem wunderbaren Buch.
Klaus Küpper, Bücher zu Brasilien 2013.
Manfred von Conta wurde 1931 in München geboren. Er studierte Soziologie, Jura und Wirtschaft in Heidelberg und war lange Jahre als Journalist für die Süddeutsche Zeitung in Wien, Madrid und schließlich in Südamerika tätig. Manfred von Conta ist außerdem Romanautor und Übersetzer; er lebt heute in Brasilien.
Der Autor:

Foto: Paula Korosue (Vlg. Henrich+Hentrich)
Titel: