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Vásquez, Juan Gabriel: Das Geräusch der Dinge beim Fallen

Vasquez GeraeuschVásquez, Juan Gabriel: Das Geräusch der Dinge beim Fallen
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
Frankfurt/M.: Schöffling, 2014. 293 S., geb., SU., 22,95 €.
O: El ruido de las cosas al caer. Madrid 2011.
978-3-89561-008-0
- dass. - Frankfurt a. M./Zürich/Wien: Büchergilde Gutenberg, 2015. 293 S., Ln., SU., 18,95 € (nur für Mitglieder)
- dass. - Frankfurt a. M.: S. Fischer, 2017. FITB 03614. 293 S., kt. 10,99 €.
 
Antonio Yammara, Jahrgang 1970, ist Dozent an der Juristischen Fakultät der Universität in Bogotá. Die vorlesungsfreie Zeit verbringt er häufig in einem Billardcafé. Dort fällt ihm ein hagerer, etwas verwahrlost aussehender Mann auf, der sich lautstark Sorgen macht um das Weiterleben der Tiere aus dem Zoo des erschossenen Drogenbosses Pablo Escobar. „An die zwanzig Jahre soll er gesessen haben“, hieß es bei den Billardspielern. Die beiden kommen sich beim Spielen und Alkohol näher und irgenwann erfährt Yammara von Ricardo Lavarde nur knapp: „habe Mist gebaut“. Lavarde erwartet seine Frau; dafür hat er sich beim Straßenphotographen extra ein Bild von sich machen lassen. Doch seine Frau Elaine (Elena) Fritts kommt nicht. Ihr Flugzeug stürzt am 21. Dezember 1995 in den Bergen Kolumbiens ab.
In diesem Jahr hat Yammara seine Frau Aura kennengelernt und war Vater geworden. Ein paar Tage später trifft er Lavarde wieder und wird Zeuge, wie dieser sich – das alles sollte er aber erst später erfahren – die Aufnahme der Blackbox des abgestürzten Flugzeugs anhörte. „Da war Elena drin“, sagte er, bevor er und Yammara von einem Motorradattentäter niedergeschossen wurden. Lavarde wird bei dem Attentat getötet, Yammara überlebt schwer verletzt und traumatisiert.
In diesem ersten, nur fünfzig Seiten umfassenden Kapitel ist es dem Autor bereits gelungen, die Leserinnen und Leser in den Bann dieser fesselnden Geschichte zu ziehen, die sie fortan, indem er kunstvoll Schicht um Schicht aufgedeckt, bis zum Ende nicht mehr loslassen wird.
Da ist einmal die Geschichte des Piloten Lavarde, Enkel des berühmten kolumbianischen Kampffliegers aus dem Krieg gegen Peru, dessen Vater aber mit allen Mitteln verhindern will, dass sein Sohn ebenfalls Pilot wird. Aus Florida kommt Elaine Fritts (in Kolumbien wird aus ihrem Vornamen Elena), die sich auf ihren Einsatz im US-amerikanischen Peace-Corps vorbereitet. Die beiden heiraten und 1971 kommt ihre gemeinsame Tochter Maya zur Welt. Lavarde übernimmt einen lukrativen Job: er fliegt Marihuana in die Karibik und die USA. Doch dabei bleibt es nicht. Sein geplanter letzter Flug, der das große Geld und den Ausstieg aus dem Geschäft bringen sollte, wird verraten und Lavarde landet im Gefängnis. Ihrer Tochter Maya hat Elena nie die Wahrheit gesagt. Für sie war der Vater irgendwann irgendwo abgestürzt, im unendlichen Meer versunken.
Bis Elena ihre Tochter aus Florida anrief, ihren Besuch ankündigte und ihr verriet, dass der Vater noch lebte. Das alles erfuhr Yammara drei Jahre nach dem Attentat. Maya hatte Kontakti mit ihm aufgenommen und ihn gebeten, bei der Aufklärung noch unklarer Details zu helfen. Die Geschichte der Begegnung der beiden fast Gleichaltrigen in dem alten Anwesen, das ihr Vater von dem Geld, das er als Drogenkurier verdiente noch eingerichtet hatte und in dem Maya die ersten Jahre ihrer Kindheit verbrachte, der gemeinsame Besuch der zerfallenen Hacienda Nápoles von Escobar und das Abhören der Blackbox mit dem „Geräusch der Dinge beim Fallen“ gehören zu den schönsten und berührendsten Abschnitten des Buches.
Vásquez hat einen unvergesslichen Roman über die Liebe in den Zeiten der Violencia geschrieben, eine Zeit die bis heute nicht vergangen ist und die die Zukunft weiterhin belastet.
Klaus Küpper, BzL

Susanne Lange wurde am 5. Juli 1964 in Berlin geboren. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 arbeitet sie als freie Übersetzerin vor allem für spanischsprachige Literatur. In diesem Bereich ist sie darüber hinaus als Herausgeberin und Gutachterin tätig. Lange hat bisher u.a. Werke von Miguel de Cervante Saavedra, Juan Rulfo, Luis Cernuda, Federico García Lorca, Juan Gabriel Vásquez, Yuri Herrera, Carlos María Domínguez, Javier Marías und Antonio Ungar übersetzt. Sie wurde mehrmals für ihre Arbeit ausgezeichnet (so für ihre Neuübersetzung des „Don Quijote“). Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.

Der Autor:

Vasquez Juan GabrielJuan Gabriel Vásquez wurde 1973 in Bogotá geboren und studierte lateinamerikanische Literatur an der Sorbonne. Seine preisgekrönten Romane, Erzählungen und Essays wurden bisher in 16 Sprachen übersetzt. 2011 wurde Vásquez mit einem der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt ausgezeichnet - dem Alfaguara-Literaturpreis.   
Nach 16 Jahren in Europa lebt Juan Gabriel Vásquez seit 2012 mit seiner Familie wieder in Bogotá.
(Foto: © Nina Subin)

Titel:
Die Gestalt der Ruinen
Die Reputation
Das Geräusch der Dinge beim Fallen (Hörspiel)
Das Geräusch der Dinge beim Fallen 
Die Liebenden von Allerheiligen
Die geheime Geschichte Costaguanas
Die Informanten

Lieder für die Feuersbrunst