Ruffato, Luiz: Teilansicht der Nacht

Roman.
Vorläufige Hölle, Bd. 3.
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
Berlin/Hamburg: Assoziation A, 2017. 138 S., geb., 16,00 €.
O: Vista parcial da noite. Rio de Janeiro 2006.
978-3-86241-434-5
Der „Fortschritt“ – Schlagwort der technokratischen Siebzigerjahre, in Brasilien Parole der Militärdiktatur – kommt bis nach Cataguases: Anstatt in gemieteten Verschlägen am Flussufer auf das nächste unweigerliche Hochwasser zu warten, baut, wer es sich leisten kann, im Stadtteil Paraíso am Stadtrand, wo gestern noch magere Kühe zwischen Termitenhügeln an trockenem Gras kauten, bescheidene Häuser aus Backstein, vier Zimmer, Wasserhahn in der Küche, Fernseher. Den Kindern soll es einmal besser gehen.
Ein Zirkus kommt in die Stadt. Karneval, Weihnachtsgeld, Fußball und ein hellblauer VW-Bus sorgen für Aufregung. Man staunt über emanzipierte Frauen, die aufsässige Jugend, sich lockernde Sitten, einen Mord und eine Radiosendung, in der die Deutschen angreifen.
Luiz Ruffatos fünfbändiges Romanprojekt "Vorläufige Hölle" ist ein historisches Porträt Brasiliens auf dem Weg von der Agrargesellschaft in das postindustrielle Zeitalter aus der Perspektive der arbeitenden, gewöhnlichen Menschen. Sein "kollektiver Roman" wechselt Perspektiven und Erzählzeiten, gehorcht eher der subjektiven Ordnung des mündlichen Erzählens und Erinnerns als einer strengen Chronologie und vermengt Geschehenes mit Gehörtem zu sprachlich faszinierenden Collagen.
Auch im dritten Band des Romanwerks, der auf dem Hintergrund der 1970er Jahre zwischen Militärdiktatur, Pop und vermeintlichem Fortschritt im brasilianischen Hinterland spielt, vermischen sich Fiktion und Erinnerung, staunende Kinderaugen und das Delirium Sterbender zu einem kraftvollen Tableau all der unspektakulären Leben, die eine Gesellschaft ausmachen. (Verlagsinformation)
Ein Zirkus kommt in die Stadt. Karneval, Weihnachtsgeld, Fußball und ein hellblauer VW-Bus sorgen für Aufregung. Man staunt über emanzipierte Frauen, die aufsässige Jugend, sich lockernde Sitten, einen Mord und eine Radiosendung, in der die Deutschen angreifen.
Luiz Ruffatos fünfbändiges Romanprojekt "Vorläufige Hölle" ist ein historisches Porträt Brasiliens auf dem Weg von der Agrargesellschaft in das postindustrielle Zeitalter aus der Perspektive der arbeitenden, gewöhnlichen Menschen. Sein "kollektiver Roman" wechselt Perspektiven und Erzählzeiten, gehorcht eher der subjektiven Ordnung des mündlichen Erzählens und Erinnerns als einer strengen Chronologie und vermengt Geschehenes mit Gehörtem zu sprachlich faszinierenden Collagen.
Auch im dritten Band des Romanwerks, der auf dem Hintergrund der 1970er Jahre zwischen Militärdiktatur, Pop und vermeintlichem Fortschritt im brasilianischen Hinterland spielt, vermischen sich Fiktion und Erinnerung, staunende Kinderaugen und das Delirium Sterbender zu einem kraftvollen Tableau all der unspektakulären Leben, die eine Gesellschaft ausmachen. (Verlagsinformation)
Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit 1992 Literatur aus dem Portugiesischen, u.a. Werke von José Eduardo Agualusa, Felipe Tadeu, João Paulo Cuenca, Michael Laub, Moacyr Scliar und Luiz Ruffato. Seit 2001 unterhält er das Internetportal nova cultura, das regelmäßig über kulturelle Ereignisse aus dem portugiesischsprachigen Raum informiert. Kegler erhielt 2014 zusammen mit Marianne Gareis den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW und 2016 der Hermann-Hesse-Preis zusammen mit Luiz Ruffato. Er lebt in Hofheim/Taunus.
Der Autor:

Luiz Ruffato lebt in São Paulo.
(Foto: © Adriana Vichi)
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