Dunkle Tiger

Lyrik aus Lateinamerika. Herausgegeben von Michi Strausfeld.
Aus dem Spanischen von Angelica Ammar, Thomas Brovot, Leopold Federmair und Alejandro Rogel Alberdi, Christian Hansen, Martin von Koppenfels, Susanne Lange, Gerhard Poppenberg, Kurt Scharf und Petra Strien.
Frankfurt/M.: S. Fischer Verlag, 2012. 373 S., geb., 24,99 €.
978-3-10-074444-9
Lyrik-Anthologien aus Lateinamerika, vor allem mit dem Umfang der hier vorliegenden, sind rar geworden. Die letzte umfangreichere Sammlung wurde von Curt Meyer-Clason herausgegeben und übersetzt und erschien 1988. Viele Sammlungen finden sich in Zeitschriften, oft zu Spezialthemen (z.B. Liebesgedichte) oder nach Ursprungsländern geordnet. Hervorzuheben sind deshalb die Initiativen, die sich in jüngster Zeit die Begegnung mit deutschsprachigen Autorinnen und Autoren zum Ziel gesetzt haben, wie die „latinale", bei der vor allem junge, hierzulande unbekannte neue Lyrik von vorgestellt wird.
Die verdienstvolle Auswahl, die Michi Strausfeld hier vorstellt, stammt demgegenüber von einer Generation, die zwischen 1910 und 1940 geboren ist und die die Großen der lateinamerikanischen Literatur, wie Gabriela Mistral, Pablo Neruda, Jorge Luis Borges und Octavio Paz noch gekannt haben und die sich, wie Michi Strausfeld schreibt, „an ihnen gemessen und gerieben haben." Und so finden die Leser dieser Anthologie auch so bekannte Namen wie Juan Gelman, Nicanor Parra, Ida Vitale, Eliseo Diego und José Emilio Pacheco, Namen, die ich hier willkürlich herausgegriffen habe und die auch dem interessierten deutschsprachigen Publikum wohlbekannt sind. Nicht bekannt aber sind die ausgewählten Texte; es sind sämtlich bisher noch nicht übersetzte Gedichte, die hier erstmals publiziert werden. Sie stammen von insgesamt 16 Lyrikern aus fast allen spanischsprachigen Ländern des Kontinents und sind, mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, zweisprachig ediert.
Michi Strausfeld hat der Anthologie ein informatives Nachwort beigefügt sowie ausführliche biographische und bibliographische Angaben zu den Autoren. Ebenso werden die Übersetzerinnen und Übersetzer vorgestellt – leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Vorbildlich!
Klaus Küpper, BzL