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„Minha terra tem palmeiras …“ - Antônio Gonçalves Dias zum 200. Geburtstag

Dias GoncalvesAntônio Gonçalves Dias wurde am 10.8.1823 in Boa Vista/Maranhão als Sohn eines Portugiesen und einer Mulattin geboren. Ab 1838 lebte er in Portugal wo er Philosophie und Jura an der Universität in Coimbra studierte (nebenbei studierte er die deutsche Sprache und Literatur). Zurück in Brasilien wurde er Professor für Geschichte in Rio de Janeiro. Hier veröffentlichte er 1846 seine ersten „Gesänge“, die ihn als Poeten bekannt machten (seine dramatischen Werke hatten keinen Erfolg) und heute als erste Zeugnisse einer brasilianischen Nationalliteratur angesehen werden. Zu diesen ersten Gesängen gehörte auch sein 1843 in Europa entstandenesberühmtes Canção do exílio, dessen erste Zeile Minha terra tem palmeiras in Brasilien jedes Kind kennt und das schnell zu einem Volkslied wurde.  
1848 folgten dann die Segundos Cantos, 1851 die Últimos Cantos. (Eine Zusammenfassung dieser drei Gesänge erschien 1857 in Leipzig). Ab 1851 arbeitete er im brasilianischen Außenministerium und hielt sich in dessen Auftrag von 1855 bis 1858 in Europa, u. a. in Deutschland auf. Nach seiner Rückkehr nahm er 1861 einer Expedition im Bundesstaat Ceará teil. Hier erkrankte er und reiste zur Erholung erneut nach Europa (u. a. nach Lissabon, Paris und Dresden). Auf der Rückreise, die er bereits todkrank angetreten hatte, wurde er am 3. November 1864, angesichts der Küste von Maranhão, Opfer eines Schiffbruchs.
Vielleicht war es auch der tragische Tod des brasilianischen Dichters, der viele deutschsprachige Autoren in Brasilien anregte, sein Gedicht Canção do exilio ins Deutsche zu übertragen. Insgesamt 24 verschiedene deutsche Fassungen haben die Forschungen des Lateinamerikaarchivs bisher entdeckt. Sie erschienen mehrheitlich in deutschprachigen Publikationen in Brasilien, deren Leserinnen und Leser das Heimweh des brasilianischen Dichters sicher nachempfinden konnten.

Hier die deutsche Version von Rudolf Damm, die 1915 in Porto Alegre erstmals erschien (die erste deutsche Übersetzung war schon 30 Jahre vorher publiziert worden).  

Lied aus der Verbannung

Meiner Heimat Schmuck sind Palmen
Wo im Hain die Drossel singt,
Schöner singt als alle Vögel, 
Deren Stimme hier erklingt.

Heller funkeln unsre Sterne,
Blumiger ist unsre Flur,
Reicher unser Wald an Leben
Und an Liebe die Natur.

Glücklich bin ich, wenn in stiller 
Nacht mein Geist ins Weite dringt –
Meiner Heimat Schmuck sind Palmen
Wo im Hain die Drossel singt.

Kann die Heimat mir ersetzen,
Was das fremde Land mir bringt?
Glücklich bin ich, wenn in stiller
Nacht mein Geist ins Weite dringt.
Meiner Heimat Schmuck sind Palmen
Wo im Hain die Drossel singt.

Lass Herr, noch den Tag mich schauen,
Der mich in die Heimat bringt,
In die Heimat, deren Zauber
In des Herzes Tiefe dringt.
Lass mich schaun das Land der Palmen,
Wo im Hain die Drossel singt.